Peter Mattei singt Schubert: Da war es kalt und finster
Frankfurter Rundschau
Peter Matteis intensiver Schubert-Liederabend in der Oper Frankfurt.
Ein weiterer Schubert-Zyklus nun bei den Liederabenden der Frankfurter Oper. Nach der Eröffnung der Saison mit dem Tenor Martin Mitterrutzner und „Die schöne Müllerin“ sang nun der schwedische Bariton Peter Mattei, begleitet von dem Pianisten David Fray, die „Winterreise“.
Er sang – das ist zu wenig gesagt. Gleich Mitterrutzner ist Mattei – in unheikler Art – die Prägung durch die Opernbühne anzumerken. Doch wo Mitterrutzner beobachtende Distanz, den Abstand des Außenstehenden wahrt, lässt sich Mattei tief auf die Rolle ein. Er spricht mit dem ganzen Körper: Wie getrieben von den Gefühlen des lyrischen Ichs, greift er immer wieder mal seitwärts, mal nach vorne aus, geht in die Knie. Eine so ausgeprägte Darstellung im Gestischen wie auch im Mienenspiel, mitunter auch festgehalten in den kurzen Pausen zwischen den Liedern, könnte leicht ins Ungute, in kunstgewerblichen Manierismus kippen. Davor aber ist Mattei gefeit.
In seinem Ansatz ist der nicht lange vor Schuberts Tod im November 1828 nach einer Vorlage von Wilhelm Müller entstandene Liederzyklus ein Monodrama. Ein Drama um die existenzielle Unbehaustheit des Wanderers, um die Verlorenheit des modernen Menschen, das sich beinahe wie eine Operninszenierung für eine Person darstellt. Wobei die Intimität der Gattung Lied gewahrt bleibt. David Fray ist ein exzellenter, sehr behutsamer Begleiter.