Pensionär wegen Tod seiner bettlägerigen Ehefrau vor Gericht
n-tv
Lange Jahre pflegte ein heute 80-Jähriger seine Ehefrau. Im Sommer 2023 soll die Situation eskaliert sein: Laut Anklage erwürgte der Mann die 82-Jährige. Nun hat der Prozess begonnen.
Wiesbaden (dpa/lhe) - Weil er seine bettlägerige Ehefrau getötet haben soll, muss sich ein 80 Jahre alter Mann seit Montag vor dem Landgericht Wiesbaden verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Totschlag vor, begangen im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit. Der Angeklagte soll sein 82 Jahre altes Opfer im Juni 2023 im häuslichen Wohnzimmer in Wiesbaden im Pflegebett erwürgt haben. Zuvor habe sich seine Frau geweigert, wegen eines starken Juckreizes zum Hausarzt zu gehen. Diese Haltung habe den Angeklagten in dieser Belastungssituation dermaßen in Wut versetzt, dass er seine Frau erwürgte, teilte die Staatsanwaltschaft mit.
Der Deutsche hatte seine Ehefrau, die an Kinderlähmung erkrankt war, über einen langen Zeitraum größtenteils selbst gepflegt. Kurz nach der Tat habe der Mann das Geschehen in einer Kurznachricht an seinen Sohn eingeräumt, erläuterte die Staatsanwaltschaft. Auch im Laufe des Ermittlungsverfahrens habe er sich letztlich geständig gezeigt. Vor Gericht erschien der 80-Jährige gemeinsam mit seinem Sohn, der ihm beim Gehen am Rollator half.
Zum Prozessauftakt verlas der Anwalt des Angeklagten eine Schilderung der gemeinsamen Tochter des Paares. Sie berichtet darin unter anderem vom beruflichen Aufstieg des Vaters als Beamter im Arbeitsamt. Er sei sehr harmoniebedürftig, habe sich seiner Frau gegenüber eher devot verhalten und besitze einen Hang zum Perfektionismus. Die Tochter beschreibt ihre Mutter in dem Papier als sehr eifersüchtig, übergriffig sowie manipulativ und als einen Menschen, der immer habe im Mittelpunkt stehen wollen.