Peking 2022: Kaillie Humphries - ein Triumph, wertvoller als Gold
DW
Kaillie Humphries gewinnt im ersten Mono-Wettbewerb der Frauen ihre dritte Olympische Goldmedaille - ihre erste für die USA. Ihre Geschichte zeigt: der Kampf gegen Belästigungen ist oftmals härter als der sportliche.
Obwohl sie schon seit drei Jahren für die Vereinigten Staaten antritt, war es doch etwas seltsam, Kaillie Humphries im Yanqing Sliding Center in Rot, Weiß und Blau zu sehen. Die 36-Jährige, die in Calgary geboren wurde, hatte für das kanadische Team im Zweierbob schon zwei Goldmedaillen und eine Bronzemedaille gewonnen. Doch nachdem sie eine Klage wegen Belästigung gegen einen ehemaligen Trainer eingereicht hatte, wollte sie nicht mehr für den kanadischen Bob- und Skeletonverband (BCS) starten. Ihre Schlitten tragen nun "Stars and Stripes". Und ihre Goldmedaille im Frauen-Mono-Bob beschert den USA bereits die siebte Medaille in Peking 2022.
Bei dem Wettkampf, der erste seiner Art für Frauen bei den Olympischen Spielen, war Humphries als große Favoritin an den Start gegangen. In ihrem ersten Lauf am Sonntag stellte sie dann auch gleich einen Streckenrekord auf und ging mit anderthalb Sekunden Vorsprung in den letzten Lauf am Montag. Am Ende gelang ihr eine Gesamtzeit von 4:19,2 Minuten. Und damit lag sie 1,54 Sekunden vor der Mono-Bob-World-Series-Gewinnerin Elana Meyers Taylor. Danach sprang Humphries aus ihrem Schlitten, warf eine amerikanische Flagge in die Luft und rief "USA! USA!"
Denn hinter diesem Erfolg steckt für Humphries viel mehr als nur der sportliche Einsatz. Bereits vor einiger Zeit hatte sie eingeräumt, dass es nach jeden Olympischen Spielen für sie als Sportlerin eine Flaute gibt, wenn die Fanfaren und Pressetouren vorbei sind. Nach den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang führte diese ungewöhnliche Ruhe bei ihr sogar zu einer Depression.
"Das habe ich mir nicht ausgesucht. Ich schäme mich auch nicht dafür", sagte Humphries im Jahr 2019 gegenüber "Players Own Voice", einem Podcast der Canadian Broadcasting Corporation (CBC). "Mein Körper hatte aufgegeben. Mein Verstand hatte sich komplett von dem abgeschaltet, was während der Olympischen Spiele passiert war."
Dieser olympische Kater war damals anders, sehr speziell, sagte Humphries, weil sie im Vorfeld der Spiele in Pyeongchang von Cheftrainer Todd Hays verbal und psychisch misshandelt worden war. Im Jahr 2018 hatte sie eine Beschwerde wegen Belästigung gegen den kanadischen Verband BCS eingereicht und bat um ihre Entlassung aus dem Verband.