
Patienten leiden unter Personalmangel – Angestellte der Uniklinik Marburg schreiben Brandbrief
Frankfurter Rundschau
Die Beschäftigten sind in Sorge um die Versorgung der Kinder in der Uniklinik Marburg. Kommt die nächste Kündigungswelle?
Marburg – Chronischen Personalmangel beklagen die Assistenzärzt:innen der Kinderklinik in der privatisierten Marburger Uniklinik. „Seit langem arbeiten wir sowohl auf den pädiatrischen und neonatologischen Intensivstationen als auch auf den Peripheriestationen über das geplante Maß hinaus, um die Patientenversorgung aufrechtzuerhalten“, heißt es in einem Brandbrief vom Freitag, der der Frankfurter Rundschau vorliegt. „Durch Zeitmangel, Multitasking und dauerhafte Ermüdung verletzen wir letztlich die Rechte unserer Patient:innen hinsichtlich ihres Rechts auf Information, Mitbestimmung und bestmögliche Gesundheit.“
Die vielen Atemwegsinfekte führten zu langen Wartezeiten in der zentralen Notaufnahme. „Dies führt zu Unzufriedenheit und Stress der Eltern, des pflegerischen und des ärztlichen Personals.“ Es fehle die Zeit, Behandlungen kindgerecht zu erklären oder vor Eingriffen und Untersuchungen die Angst zu nehmen. Dass die Geschäftsführung sich wirtschaftlichen Zwängen beugen müsse, sei verständlich. Doch bei der Behandlung von Diabetes habe die Uniklinik bereits eine Versorgung auf Spitzenniveau verlassen. Weitere Bereiche steuerten darauf zu.
Die Klinikleitung teilte der Frankfurter Rundschau auf Anfrage mit, dass die Zahl der Vollzeitstellen im Dezember von knapp 32 auf 33 steige. „Die Personalgewinnung, insbesondere von speziell weitergebildeten Ärztinnen und Ärzten mit der Zusatzbezeichnung Neonatologie, gestaltet sich allerdings schwierig.“ Es gebe ein Konzept, wie die von den Assistenzärztinnen und Assistenzärzten geforderte Weiterbildung gesichert werden könne. Im Übrigen verzeichneten viele Kinderkliniken in Deutschland im Moment einen deutlichen Anstieg der Patientenzahlen. „Dazu tragen auch die höheren saisonalen Infektionszahlen im Non-Covid-Bereich bei.“