Pas de deux auf Kufen
Süddeutsche Zeitung
Gabriella Papadakis und Guillaume Cizeron aus Frankreich sind stilgebend für den Eistanz und krönen ihr gemeinsames Schaffen mit Gold. Sie arbeiten nicht nur an Hebungen und Schrittfolgen - sondern auch an ihrer Kommunikation.
Kür und Ehrenrunde waren vorbei, als die drei Tanzpaare in einem kargen Raum der Pekinger Eishalle vor der Weltpresse Platz nahmen, die Köpfe zusammensteckten und auf ihre Handys starrten. Wortlos zunächst. Auch bei den Medienvertretern war die Meldung auf den Displays aufgeblitzt: "Trotz Dopingfalls: Walijewa darf starten." Frage also an die olympischen Medaillengewinner aus Frankreich, aus Russland und den USA: Wie bewerteten sie den Umstand, dass die provisorische Sperre des 15-jährigen Eistalents, das mit einem verbotenen Herzmittel aufgeflogen war, just in diesem Moment aufgehoben war?
Schweigen in der Runde, während die Eistänzer offenbar ihre Gedanken ordneten. Schließlich beugte sich Nikita Kazalapow, 30, übers Mikrofon. "Very happy", sagte der Tänzer aus Moskau, der mit Partnerin Wiktoria Sinizina gerade Zweiter geworden war. Die Olympiasieger Gabriella Papadakis, 26, und Guillaume Cizeron, 27, aus Frankreich tauschten einen Blick: "No comment", teilten sie diplomatisch mit. Die Kollegen aus den USA, Madison Hubbell/Zachary Donohue, einigten sich ebenfalls darauf, nichts zur Sache beizutragen. Zurück zum Sport, die nächste Frage aus dem Auditorium betraf die Kostüme. "Da können Sie ja auch 'no comment' sagen", schlug der Moderator vor. Ein erlöstes Lachen bei den Tänzern auf dem Podium.
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Im Moment des Triumphes keine Überlegungen an die Probleme anderer Leute verschwenden zu wollen, ist das gute Recht von Athleten, die im wichtigsten Moment der Karriere ihre Kräfte und Eindrücke bündeln wollen. Die US-Tänzer Hubbel und Donohue, beide über 30, nahmen am Montag Abschied von Olympia mit der ersehnten Bronzemedaille, ihre Schlussvorstellung ist bei den Weltmeisterschaften im März in Montpellier geplant. Das russische Duo gehört ebenfalls zu den gereiften Eisdarstellern.
Und Papadakis/Cizeron, die seit einem Jahrzehnt mit ihrer Präzision und Fantasie stilgebend für diese artistische Eislaufdisziplin sind, diese Zwischenform aus Sport und Kunst, krönten am Montag ihr gemeinsames Schaffen mit Gold. Es war an der Zeit, Bilanz zu ziehen, und wenn per Zufall ein Eislauf-Skandal einer anderen Sparte einen Schatten auf die Stunde warf, so war es nicht ihre Schuld.