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Ostseerat: Baerbock will Kooperation bei Windenergie stärken
DW
Außenministerin Baerbock trifft in Norwegen ihre Kollegen aus den Ostsee-Anrainerländern. Die Region könnte eine zentrale Rolle bei den Bestrebungen spielen, von russischer Energie unabhängig zu werden.
Bei dem Treffen in Nordwegen hat die deutsche Außenministerin Annalena Baerbockvor allem den Ausbau der Windenergie in der Ostseeregion im Blick. Die Bundesregierung werde dazu auch den baldigen deutschen Vorsitz im Ostseerat nutzen, kündigte die Grünen-Politikerin vor einem Ministertreffen im norwegischen Kristiansand an. Deutschland übernimmt den Vorsitz am 1. Juli von Norwegen für ein Jahr.
Es ist das erste Treffen des Ostseerates nach dem Ausschluss und Austritt Russlands aus dem Gremium wegen des Angriffskriegs in der Ukraine. Mit Strom aus Wind und anderen erneuerbaren Energieträgern mache man sich frei von russischen Energieimporten und bekämpfe die Erderwärmung, erklärte Baerbock. "Der Ausstieg aus fossilen Energien ist daher nicht nur eine klimapolitische Notwendigkeit, sondern auch ein sicherheitspolitisches Gebot."
Windkraft auf See ist neben Windkraft an Land und Solarenergie eine zentrale Säule beim Ausbau des Ökostroms in Deutschland. Die Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP hat im Koalitionsvertrag die Ausbauziele für die Windenergie auf See im Vergleich zur Vorgängerregierung deutlich erhöht. Statt 20 Gigawatt sollen es nun 30 Gigawatt bis 2030 werden. Derzeit sind in Nord- und Ostsee 1501 Windenergieanlagen mit knapp 7,8 Gigawatt in Betrieb.
Norwegen ist für Deutschland nach Angaben der Bundesregierung der zweitwichtigste Energielieferant nach Russland. So kommen ein Drittel der Erdgasimporte - Stand März 2022 - und rund sieben Prozent der Erdölimporte aus Norwegen. Andersherum ist Deutschland für Norwegen der größte Abnehmer von Gas. Die erste Nordsee-Stromtrasse NordLink zwischen Norwegen und Deutschland ist ein wichtiges Element der deutschen Energiewende. Der kommerzielle Regelbetrieb läuft seit April 2021. Das Ziel ist der Austausch deutscher Windenergie mit norwegischer Wasserkraft.
Dem 1992 gegründeten Ostseerat gehören neben Deutschland und Norwegen auch Dänemark, Estland, Finnland, Litauen, Lettland, Polen, Schweden, Island und die EU an. Die Mitgliedschaft Russlands wurde Anfang März ausgesetzt. Daraufhin erklärte Moskau vergangene Woche seinen Austritt. Bis zum Angriff auf die Ukraine war der Rat eine der Runden, in denen konkrete Zusammenarbeit bei Fachthemen mit Moskau möglich war. Er hat sich zum Ziel gesetzt, eine regionale Identität zu schaffen sowie Sicherheit, Nachhaltigkeit und Wohlstand zu fördern.