Ortskräfte in Afghanistan: Erst gekündigt, dann zurückgelassen
Frankfurter Rundschau
Afghanische Ortskräfte unterstützten die Entwicklungshilfeorganisation GIZ. Jetzt fühlen sie sich von Deutschland im Stich gelassen.
Kabul – Nicht nur afghanische Ortskräfte der Bundeswehr, auch einheimische Beschäftigte anderer deutscher Einrichtungen fürchten nach dem Abzug der deutschen Armee um ihr Leben. Man werde schutzlos zurückgelassen, heißt es in Hilferufen Betroffener, die der Frankfurter Runschau vorliegen. Einer von ihnen ist Nasrullah Hamed Sarwari. Er hat für Projekte der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gearbeitet. Sarwari schreibt per E-Mail aus Kabul, wo er und seine Familie sich vor den Taliban verstecken: „Seit ich von den Taliban angegriffen und bedroht wurde, ist unsere Lage furchtbar und deprimierend. Ich habe Angst, ich weiß nicht, was mit mir und meiner Familie passieren wird. Ich habe Frau und drei Töchter, sie sind zweieinhalb Jahre, fünf Jahre und zehn Jahre alt. Meine Frau hat aufgehört zu studieren und ich kann meine Kinder wegen der Drohungen nicht in die Schule und in den Kindergarten schicken.“ Seit 2010 hat Sarwari nach eigenen Angaben für die GIZ gearbeitet. 2017 entlässt die Organisation ihn, weil er wegen der Drohungen eine Gefährdungsanzeige gestellt hat. Das entsprechende Schreiben liegt der FR vor, zur Begründung nennt die GIZ darin den Antrag Sarwaris auf Aufnahme in das sogenannte Ortskräfteverfahren (OKV), also auf Schutz und Ausreise. Vor wenigen Tagen, am 30. Juni 2021, erhält Sarwari dann den finalen Ablehnungsbescheid: Man habe nicht feststellen können, „dass Sie derzeit einer besonderen Bedrohung ausgesetzt sind, die sich aus Ihrer Beschäftigung bei der afghanisch-deutschen Entwicklungszusammenarbeit bzw. der GIZ ergibt“, heißt es in der E-Mail mit dem Betreff „Ihr OKV-Antrag“. Sie liegt der FR ebenfalls vor. Beste Grüße richtet das Bundesentwicklungshilfeministerium aus. Es folgt ein Hinweis, der das Dokument als Serienschreiben ausweist: „Bitte antworten Sie nicht auf diese E-Mail. Eingehende E-Mails können nicht beantwortet werden.“More Related News