Oranje-Legende de Boer leugnet Todeszahlen in Katar
RTL
Der niederländische Ex-Fußball-Nationalspieler Ronald de Boer sorgt mit Aussagen über gestorbene ausländische Arbeiter im WM-Gastgeberland Katar für Aufregung.
Junge, junge, diesen verqueren Blick auf Welt und Wahrheit muss man erstmal haben: Ronald de Boer, einst ein großartiger Fußballer unseres Erzrivalen Holland, sorgt mit bizarren Sätzen über gestorbene ausländische Arbeiter im WM-Gastgeberland Katar für Aufregung. Was war da los?
Ronald De Boer, das sollte man wissen, ist Botschafter für die WM in Katar. Das erklärt dann wohl auch das, was Sie gleich lesen werden:
"Da steht halt ein Wort gegen das andere", sagte er während einer Sendung des niederländischen Senders RTL. "Es wird alles in einen Topf geworfen. Von der Lehrerin über die Reinigungskraft bis hin zum Bauarbeiter. Das ist der Stoff, aus dem diese Zahlen gemacht sind." Der 51-Jährige bezog sich bei seinen doch sehr erstaunlichen Ausführungen auf Medienberichte über 6500 tote Arbeiter auf den Baustellen in Katar im vergangenen Jahrzehnt.
"Das ist wirklich völliger Blödsinn. Sie haben alle Menschen aus diesen zehn Jahren in einen Topf geworfen. Das wird den Menschen nicht gerecht", ärgerte sich De Boer, der 67 Mal für die "Elftal" ausgelaufen ist. "Es sterben Menschen. Egal wie traurig. Aber sie geben einem das Gefühl, dass die Leute von der Hitze des Stadions erschlagen werden."
Die Zahl von 6500 gestorbenen Arbeitern stammt aus Recherchen des "Guardian". Die Regierung Katars verwies darauf, dass die Sterberate angesichts von mehr als 1,4 Millionen Menschen aus der Region im Land im zu erwartenden Bereich liege. Das WM-Organisationskomitee argumentiert, dass Baustellen für die WM von anderen in dem Emirat getrennt beurteilt werden müssten.
Der WM-Gastgeber steht praktisch seit der Vergabe Ende 2010 wegen der Menschenrechtslage und der Bedingungen für ausländische Arbeiter in der Kritik. Im Mittelpunkt stand und steht das in Katar offiziell abgeschaffte sogenannte Kafala-System, das Arbeitnehmern aus dem Ausland praktisch alle Rechte nimmt. Die Regierung verweist immer wieder auf zahlreiche Reformen. Verstöße gegen die neuen Gesetze würden rigoros verfolgt, heißt es aus dem Emirat. (tno)