Olympiasieger Johannes Ludwig: Mit der Entspannung des Koalas
DW
Mit vier guten Läufen sichert sich Rodler Johannes Ludwig bei den Olympischen Spielen in Peking die Goldmedaille. Auf der schweren Bahn kommt ihm seine Erfahrung zugute - außerdem hilft ein kleiner Koalabär.
Thomas Köhler, Wolfgang Scheidel, Dettlef Günther, Bernhard Glass, Jens Müller, dreimal Georg Hackl und zweimal Felix Loch - die Liste der Vorgänger von Johannes Ludwig als Olympiasieger im Rodeln ist lang. Überhaupt nur fünfmal, seitdem die Disziplin 1964 in Innsbruck ihre olympisch Premiere erlebte, kam der Goldmedaillen-Gewinner am Ende nicht aus Deutschland. Trotzdem war es kein Selbstläufer, dass Ludwig am Ende der zwei Wettkampftage im Yanqing Sliding Centre ganz oben auf dem Treppchen stand.
Ludwig schaffte es in allen vier Läufen durch den langen und anspruchsvollen Eiskanal die Nerven zu bewahren. Der 35 Jahre alte Gesamtweltcupsieger zeigte in allen Läufen keine Schwäche, startete sehr gut, fand stets die perfekte Linie und profitierte zudem von seinem ausgezeichnetem Material. Auch als er im letzten und entscheidenden Durchgang mit der vermeintlichen Last des Führenden und dem Wissen, sich keinen Fehler erlauben zu können, ins Rennen ging, blieb er nach außen ganz cool. Erst als nach der Zieldurchfahrt die "1" und eine grüne Zeitangabe aufleuchtete: ein strahlendes Lachen und eine geballte Faust.
"Ich bin irgendwie ziemlich glücklich", sagte der 35-Jährige im ZDF: "Und ich bin froh, dass ich all die Jahre am Ball geblieben bin. Ich habe mich oft nicht für Olympia qualifiziert, ich habe bei Weltmeisterschaften oft keine Medaille geholt, aber ich habe weitergemacht. Jetzt weiß ich, dass es richtig war." Ludwig nimmt zwar schon seit 2010 an Weltcup-Rennen teil, war es bislang aber nicht gewohnt, alleine ganz vorne im Rampenlicht zu stehen. Jahrelang war mit Rekordweltmeister und Doppel-Olympiasieger Felix Loch ein anderer die klare Nummer eins im Team. "Es freut mich für den Johannes und komplett fürs Team, dass er die Medaille gemacht hat", sagte Loch nach dem Erfolg des Teamkollegen bei Eurosport.
Zwar hatte auch Ludwig zuvor in seiner Karriere schon Gold gewonnen - aber vor Peking noch nie im Einzel, sondern stets im Teamwettbewerb: 2018 in Pyeongchang bei Olympia, 2017 und 2020 bei den Weltmeisterschaften in Igls und Sotschi. Ludwigs größter Einzelerfolg war bisher die olympische Bronzemedaille von Pyeongchang, gemeinsam mit Natalie Geisenberger und den Doppelsitzern Tobias Wendl und Tobias Arlt. Seinen ersten von bislang fünf Weltcupsiegen gelang ihm erst sechs Jahre nach seinem Debüt, im November 2016.
Genau wie der drei Jahre jüngere Loch ist Ludwig Beamter der Bundespolizei. Seine Heimatbahn ist die Oberhof in Thüringen. Hier ist sein Verein, hier lernte er das Rodeln und hier ist auch sein Trainingsstützpunkt bei der Bundeswehr-Sportfördergruppe.