Olympia: Thomas Bach sorgt mit Aussage über Meinungsfreiheit für Kritik
Frankfurter Rundschau
Die Vergabe von Olympia 2022 nach Peking sorgt schon vor der Eröffnung für reichlich Kritik. Eine Aussage von IOC-Präsident Thomas Bach macht es nicht besser.
Peking - Am Freitag (04.02.2022) wird in Peking Olympia 2022 eröffnet. Schon im Vorfeld sorgte die Vergabe nach China jedoch für reichlich Kritik. Konkret geht es vor allem um die Menschenrechtslage. Für Biathlet Erik Lesser beispielsweise hätten sowohl das Internationale Olympische Komitee (IOC) als auch die Politik anders handeln müssen: „Man muss sich die Frage stellen, wie solche Länder überhaupt eine Bewerbung abgeben können? So etwas kann man als Sport beeinflussen“, sagte der 33-Jährige. Auch Politiker seien dafür da, „um Druck aufzubauen und gegen die Missstände anzugehen“.
Auch die Meinungsfreiheit spielt eine große Rolle, da das Thema in China ebenfalls nicht besonders großgeschrieben wird. IOC-Präsident Thomas Bach hat nun mit einer Aussage für Kritik gesorgt. Auf einer Pressekonferenz vor Olympia 2022 äußerte sich der 68-Jährige zu den Regen des ICO. Es ist Athlet:innen unter anderem während Wettkämpfen und Siegerehrungen untersagt, ihre politische Meinung zu äußern. „Wenn ein Schauspieler in einem Theater Hamlet spielt, fragt auch keiner, ob er während des Stücks politische Meinungen äußern kann“, wird Bach bei der Tagesschau zitiert.
Dieser ungewöhnliche Vergleich von Thomas Bach vor Olympia 2022 sorgt für Kritik. Biathlon-Olympiasieger Arnd Peiffer sagte im Interview mit dem NDR, Bach mache sich „zum Komplizen eines Systems, das Menschenrechte nicht achtet“. „Ich denke da an die Uiguren, an Hongkong und an die fehlende Meinungsfreiheit. Menschen, die sich frei äußern, oder Aktivisten werden mundtot gemacht. Und es gibt auch Leute, die verschwinden. Thomas Bach argumentiert immer, die Olympischen Spiele seien unpolitisch. Das ist aus meiner Sicht Augenwischerei“, sagte der 34-Jährige weiter.
Auch das Sportler-Bündnis Global Athlete übte bereits Kritik am IOC und zeigte Verständnis für das Schweigen der Aktivisten. China habe bewiesen, „dass es Meinungsfreiheit nicht schützt“, sagte der Generaldirektor Rob Koehler der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Warum sollte ein Sportler seine Meinung sagen, wenn er wenig bis keinen Schutz genießt? Würden Sie Ihrem Kind empfehlen, in China für Meinungsfreiheit zu kämpfen? Ich denke nicht.“
Thomas Weikert, der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), ist anderer Meinung. Er würde sich als Olympia-Teilnehmender kritisch zu den Menschenrechtsverletzungen im Gastgeberland China äußern. „Wäre ich als Athlet in Peking dabei, hätte ich keine Angst, in einem Interview meine Meinung zu sagen“, sagte er bei Spox. „Ich fliege mit Respekt vor der Lage nach China, das würde ich schon sagen. Aber ich würde mich als Athlet bei Olympischen Spielen grundsätzlich erstmal immer auf den Sport konzentrieren - das gilt auch, wenn die Spiele in Frankreich wären.“ (msb)