Olympia 2021: Erst Silber im Boot, jetzt Profi-Karriere auf dem Rad
Frankfurter Rundschau
Der Mainzer Jason Osborne rudert mit Jonathan Rommelmann zu Silber im Leichtgewichts-Doppelzweier – jetzt will er Radprofi werden.
Tokio - Während sein Partner im Boot, Jonathan Rommelmann, unmittelbar nach der Zieldurchfahrt den Iren gratulierte, in dem er den erhobenen Daumen in die Richtung der Konkurrenten erhob, versank Jason Osborne in seine eigene Welt. Der Ruderer ließ sich nach hinten fallen, schloss die Augen und versuchte, die nahende Ohnmacht abzuwenden. Schlag für Schlag hatte der 26-Jährige alles aus sich herausgepresst, für die ersten Momente war keine Energie mehr in seinem Körper. Osborne liebt diese Augenblicke, er giert geradezu nach ihnen. Der Augenblick der vollkommenen Erschöpfung löst in ihm ein Glücksgefühl aus – und deshalb sucht er es auf verschiedenen Wegen. Im Hafen von Tokio lohnten sich die Qualen, denn etwa eine halbe Stunde nach der Zieldurchfahrt hängten sich Rommelmann und Osborne gegenseitig die Silbermedaille um den Hals. Im Leichtgewichts-Doppelzweier hatten sie sich mit den favorisierten Iren etwa 1700 Meter ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert, nach 1200 Metern noch geführt, im Schlussspurt aber keine Chance mehr. „Wir wollten ihnen einen großen Kampf liefern und das haben wir geschafft“, sagte Rommelmann. Das deutsche Duo war nach dem Rennen mit sich im Reinen. „Da kann man nur zufrieden sein, mit einer Silbermedaille bei Olympia“, sagte Rommelmann und blickte auf das glänzende Edelmetall. Sein Partner, der direkt neben ihm stand, fühlte ebenso – und hatte zudem ein bisschen Abschiedsschmerz. Für Osborne bedeutet das olympische Finale eine Zäsur, denn er plant einen Umstieg. Es soll für ihn weiterhin darum gehen, die eigenen körperlichen Grenzbereiche auszuloten, aber das Sportgerät wird künftig ein anderes sein. Der 26-jährige Mainzer strebt den Wechsel ins Profilager als Straßenradfahrer an. Mit dem Weltmeistertitel im eCycling im vergangenen Dezember hat er sich dafür interessant gemacht. „Radfahren ist für die Kondition, Rudern ist für die Technik“, sagte Osborne. Auf der Online-Plattform „Zwift“ quält er sich und misst sich bei virtuell ausgetragenen Rennen mit Konkurrenten aus der ganzen Welt. Mehr als 80 000 Nutzer der Plattform gibt es allein in Deutschland, mehr als zwei Millionen weltweit.More Related News