
Olaf Scholz kämpft seinen härtesten Kampf
Die Welt
Für die Koalitionsgespräche musste sich Olaf Scholz neu erfinden. In Hamburg kannte man ihn noch von einer ganz anderen Seite. Inzwischen hat er seine Neigung zu Monologen und Besserwissereien im Griff. Dennoch muss er sich auf einen neuen Verhandlungsstil einlassen.
Der Schwur von SPD, Grünen und FDP, Vertraulichkeit zu wahren, ist im Grunde ein „echter Scholz“. Er entspricht seiner Grundüberzeugung: Lieber mal gar nichts sagen, bloß keinen Erfolg selbst zerstören. Scholz war schon immer so etwas wie eine verschlossene Auster. Kein Schwätzer, keine Plaudertasche.
Wie wichtig das für Verhandlungen ist, zeigte sich, als nach den ersten Vorsondierungen der Union mit Grünen und FDP Details der Gespräche an die Öffentlichkeit gelangten und Liberale und Grüne nachhaltig verstörten. Beide Parteien hatten das Leck bei CDU oder CSU ausgemacht – damit hatte sich die Union schon so gut wie aus allen Gesprächen für eine Regierungsbildung geschossen.