Oh Mann
Süddeutsche Zeitung
Mozarts "Don Giovanni" wird gern als Frauenverschlinger inszeniert. An der Wiener Staatsoper läuft es gerade anders.
Mozarts Oper "Don Giovanni" ist ja trotz Arienüberschwang und Handlungsspannung vor allem eines: eine Abhandlung der menschlichen Sexualität zwischen urwüchsigem gewaltaffinen Trieb und der zivilisierten Variante von Verführung und Koketterie, Leidenschaft und Empathie. Das Bühnendrama bietet hierbei keine einseitige pamphlethafte Stellungnahme, sie wertet nicht einmal, obwohl der Frauenverschlinger Don Giovanni am Ende zur Beruhigung der Bauern- und Adelsgesellschaft zur Hölle fährt. Da kommt Freude auf in der Runde der Enttäuschten, eine moralisch kontaminierte Freude, die sich aus dem Schaden des anderen nährt.
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