Notre-Dame ist ein Wunder, das Hoffnung macht
n-tv
Wer Zweifel an der Zukunft des Abendlandes hat, sollte Notre-Dame in Paris besuchen. In der Kathedrale kann selbst ein Atheist religiös motivierte Spiritualität als das erleben, was sie jahrhundertelang war: eine Kraft, die Menschen verbindet und Hoffnung gibt, so trügerisch sie auch sein mag.
Der Platz vor dem Haupteingang ist voller Menschen, die in Kälte und eisigem Wind ausharren, bis sie eingelassen werden. Die Schlange der Wartenden ist lang und wird nie weniger. Schafft es einer hinein, stellt sich ein anderer hinten an. Vereint sind alle im Gefühl freudiger und gespannter Erwartung. Immer wieder fallen Blicke auf die Fassade, um das Wunder zu bestaunen, vielleicht auch zu überprüfen, ob es wirklich geschehen ist: Ja, tatsächlich, Notre-Dame de Paris erstrahlt in alter neuer Schönheit, nicht einmal sechs Jahre nach dem verheerenden Brand im April 2019.
Bevor man in die Kathedrale geht, muss man einen Sicherheitsposten passieren. Ein Mann überprüft den Inhalt von Umhänge- und Handtaschen, freundlich und nicht allzu streng, was durchaus erstaunt. Man könnte denken, dass er seine Arbeit im festen Glauben verrichtet, dass es irdische Boshaftigkeit nicht über die Schwelle eines himmlisch schönen Gotteshauses schafft. Der Gedanke an Terrorgefahr verschwindet gleich bei den ersten Schritten durch die Kathedrale. Man genießt nur noch. Ein einziger Blick reicht, um die Bedeutung von Notre-Dame für Paris und ganz Frankreich zu erahnen: Hier schlägt das religiöse Herz des katholischen Landes.