
Nord Stream: Wird die Gaspipeline wieder aufgedreht?
DW
Seit dem 11. Juli fließt kein Gas aus Russland durch Nord Stream 1. Die Pipeline wird - wie jedes Jahr - gewartet. Doch diesmal ist alles anders. Es gibt Zweifel, ob der Gashahn wieder aufgedreht wird.
Liefert Russland wieder Gas durch die wichtigste Gaspipeline nach Deutschland oder nicht? Wohin die Reise bei Nord Stream 1 gehen könnte, zeigt eine Äußerung des russischen Präsidenten Wladimir Putin: Aufgrund "langsamer Fortschritte bei der Wartung" könnte die Liefermenge weiter reduziert werden, sagte er bei seinem Besuch in Teheran.
Insgesamt gebe es fünf Turbinen von Siemens Energy bei Nord Stream. Eine sei wegen "Bröckelns der Innenauskleidung" außer Betrieb, eine andere in Wartung, bei der dritten beginne die Wartung am 26. Juli. "Es gibt dort zwei funktionierende Maschinen, sie pumpen 60 Millionen Kubikmeter pro Tag ... Wenn eine nicht zurückkommt, gibt es eine, die 30 Millionen Kubikmeter pumpt. Was hat Gazprom damit zu tun?", so Putin. Am Mittwoch zeigte die Webseite von Nord Stream 1 jedenfalls, dass ein wenig Gas geflossen ist, allerdings nur für zwei Stunden. Danach war wieder Schluss.
Der russische Präsident schiebt die Schuld auf den Westen und auf die gegen Russland verhängten Sanktionen. Siemens wartet seine Turbinen in einem Werk in Kanada. Die Kanadier blockierten die Rückführung zunächst wegen der Sanktionen. Daraufhin reduzierte der vom Kreml kontrollierte Energieriese Gazprom die Gasexporte durch Nord Stream Ende Mai und noch einmal drastisch Mitte Juni auf 40 Prozent der normalen Kapazität.
Doch das Problem mit der blockierten Rückführung ist längst ausgeräumt. Die Bundesregierung hat mit Kanada vereinbart, dass die Turbine zunächst nach Deutschland kommt und erst von dort nach Russland geschickt wird. "Kanada hat die Ausnahmegenehmigung erklärt, und EU-seitig bedarf es keiner Genehmigung, weil die Transporte EU-seitig nicht von den Sanktionen erfasst sind", sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Montag.
Einzelheiten zum Transport hält die Bundesregierung unter Verweis auf Sicherheitsfragen unter Verschluss. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte hingegen in Brüssel, die Turbine sei unterwegs und werde rechtzeitig ankommen. Es gebe keinen Grund für Russland, die Lieferungen nicht wieder aufzunehmen. Die russische Zeitung Kommersant hatte zuvor berichtet, dass die Turbine am Wochenende nach Deutschland geflogen worden sei und nun weitere fünf bis sieben Tage nach Russland unterwegs sein werde.