Nord Stream: Estland will Pipeline-Überwachung durch NATO
DW
Nach den Anschlägen auf die beiden Gaspipelines fordert der estnische Verteidigungsminister mehr Engagement der NATO. Moskau will unterdessen an der Aufklärung beteiligt werden.
"Die NATO betreibt seit Jahren 'air policing', also Luftraumüberwachung, über der Ostsee", sagte der estnische Verteidigungsminister Hanno Pevkur der Wochenzeitung "Die Zeit". "Wir sollten jetzt auch über 'sub policing' nachdenken, also Unterwasserüberwachung."
Während die Luft- und Landaufklärung der NATO bereits gut sei, habe das Verteidigungsbündnis zu wenige Informationen über die Meere - vor allem in der Tiefe. "Was die Meere angeht, wissen wir nur, was sich an der Oberfläche tut. Darunter wird's schwierig", meinte Pevkur.
Die NATO-Aspiranten Finnland und Schweden hätten gute Aufklärungssysteme, und er hoffe, dass die beiden Länder diese Informationen in Zukunft stärker mit der NATO teilen würden. Auch Deutschland sieht der Verteidigungsminister aus Estland in der Pflicht.
Pevkur äußerte sich in der Zeitung auch zu der Frage, wer für die Explosionen an den Nord-Stream-Pipelines verantwortlich sein könnte: "Wir müssen natürlich noch die Ermittlungen abwarten, wir haben noch keine Beweise. Aber der einzige Staat, der ein Interesse an dieser Sabotage hat, ist Russland."
Der Kreml fordert eine Beteiligung an der Aufklärung der Lecks an den Nord-Stream-Pipelines. Eine Einbeziehung Russlands sollte selbstverständlich sein, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow. Auch Russland sei an einer Aufklärung interessiert. "Bislang haben wir bei Pressekonferenzen in Dänemark und Schweden aber nur verstörende Aussagen gehört, dass jegliche Kooperation mit Russland ausgeschlossen ist."