Nord Stream 2: Ein umstrittenes deutsch-russisches Megaprojekt
Frankfurter Rundschau
Nord Stream 2 ist vorerst gestoppt. Alles über seine Geschichte und wie das deutsch-russische Mega-Projekt entstand.
Frankfurt – Nord Stream II ist eine 1.230 Kilometer lange Gaspipeline, die vom westrussischen Wyborg nach Lubmin bei Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) führt. Es handelt sich hierbei um einen Doppelstrang mit der Pipeline Nord Stream I, die Ende 2011 in Betrieb genommen wurde. Allein im Jahr 2021 waren nach Angaben der Betreibergesellschaft circa 59 Milliarden Kubikmeter Erdgas durch Nord Stream I transportiert worden. Der Bau von Nord Stream II war 2005 mit der Hilfe von Gerhard Schröder vereinbart worden. Dieser trat einen Posten als Aufsichtsratsvorsitzender bei der Betreibergesellschaft der Pipeline, der späteren Nord Stream AG, an.
Die Nord Stream 2 AG mit Sitz im schweizerischen Zug ist eine Tochtergesellschaft des russischen Gasmonopolisten Gazprom. Zu den Pipeline-Investoren gehören die deutschen Konzerne Wintershall Dea und Uniper, die niederländisch-britische Shell, das österreichische Energieunternehmen OMV und Engie aus Frankreich.
Sowohl Nord Stream 1 als auch Nord Stream 2 sind heftig kritisiert worden. Insbesondere Länder in Ostmitteleuropa wie Polen und die Ukraine würden durch die Pipelines ihre Rolle als Transitländer zugunsten Russland einbüßen und durch dieses wiederum erpressbarer werden. So bezeichnete Polens Premier Mateusz Morawiecki die Pipeline als „eine neue Hybridwaffe“ und eine „Giftpille“ für die europäische Sicherheit.
Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hielt jedoch an dem Projekt fest. Nord Stream 2 sei ein wirtschaftliches Projekt mit privaten Investoren, sagte sie beim EU-Gipfel im Dezember 2015. Auch Wladimir Putin beteuerte, es handele sich um ein „rein wirtschaftliches, kein politisches“ Projekt.
Die damalige Präsidentin Litauens Dalia Grybauskaite widersprach dieser Betrachtung jedoch: „Nord Stream 1 und Nord Stream 2 sind für uns geopolitische Projekte.“ Ähnliche Stimmen kamen etwa aus Polen oder der Ukraine. So bezeichnete der ukrainische Präsident Petro Poroschenko Nord Stream 2 als „ein politisches Projekt“, das nur darauf ausgerichtet sei, Druck auf die Ukraine und die EU auszuüben.