Niemand hat den Fortschritt wollüstiger geleugnet
Die Welt
Als Impressionist wurde er viel geschmäht wegen seiner Nymphomanie. Doch feiern muss man Renoir als den Maler, der das Rokoko in die Moderne rettete und die Sehnsüchte bedient, welche die neue Zeit nicht befriedigen konnte.
Man muss nicht alle Tage im Museum herumgeschlichen sein. Man hat doch gleich eine Vorstellung, wenn man den Namen hört. „Renoir“: Sonne, davon viel, blendendes Licht, blühende Gärten, flirrende Sommer. Ein Winterbild hat der Maler nicht gemalt – anders als sein Impressionisten-Kollege Claude Monet. Und vor den vielen Nackten im Freien ist es auch nie so, dass es einen frösteln würde. Immer weht diese arkadische Wärme durch die Waldlichtungen und an den Flußufern und in den gemütlichen Stuben, in denen Gabrielle die Kleider ausgezogen und sich aufs Kanapee gelegt hat.
Welteinverständiger kann Welteinverständnis kaum sein als in diesem so populär gewordenen Werk. Und schon immer war es etwas schwierig, das vermeintliche Fortschritts-Idiom des Impressionismus mit den heiter zufriedenen, seltsam zeitenthobenen Inhalten dieser Bilder zusammenzubringen.