"Nie wieder G7" - Maue Stimmung in Elmau
DW
Drei Tage tagen die G7-Staats- und Regierungschefs im oberbayerischen Elmau. Die Region ist währenddessen im Ausnahmezustand. Eine Reportage von Sabine Kinkartz.
Schokolade, wohin man auch sieht. Auf großen Tellern stapeln sich verschiedene Sorten in einer Verkaufsvitrine. Cranberry weiß liegt neben mit Kardamom, Nelke und Pfeffer verfeinerter Edelbitterschokolade und Erdnuss-Salz-Vollmilch. Chocolatier Franz Käßer stellt die Köstlichkeiten her und verkauft sie in seinem Geschäft in Garmisch-Partenkirchen. Doch seit Wochen bleiben die Kunden weg. "Wir haben große Einbußen", sagt Käßer wütend.
Garmisch-Partenkirchen ist ein Kurort in Oberbayern, der vor allem vom Tourismus lebt. Im Winter kommen die Skifahrer, im Sommer die Wanderer. "Die Fremdenbetten sind zwar belegt, aber seit drei Wochen sind das Polizisten, Sicherheitsleute und Leute, die den Aufbau für den G7-Gipfel machen", erklärt Käßer sein Problem. "Die kaufen natürlich nicht bei uns ein oder gehen bei uns essen, weil die anders versorgt werden." Nicht nur ihm gehe das so. "Ich war gestern Abend essen, in dem Lokal saßen drei Leute, wo normalerweise in dieser Jahreszeit alles bummsvoll ist."
Mindestens 18.000 Polizisten sind nach Garmisch-Partenkirchen und ins oberhalb des Kurorts in einem schwer zugänglichen Tal gelegene Elmau abkommandiert, um den G7-Gipfel abzusichern. Überall stehen Polizeiwagen aufgereiht, immer wieder knattern Hubschrauber durch die Luft. In Schloss Elmau tagen die Staats- und Regierungschefs hermetisch abgeriegelt, in Garmisch ist das Medienzentrum für die rund 3000 angereisten Journalisten aufgebaut. Hunderte Gullydeckel wurden mit weißen Klebern versiegelt, auf den Straßen dürfen keine Mülltonnen stehen, Schulen sind geschlossen, die Schüler haben online Distanzunterricht.
Im Umkreis von 16 Kilometern sind an allen Zufahrtsstraßen Polizeikontrollen aufgebaut. Autofahrer müssen anhalten, die Personalien werden überprüft. Der Plan ist, Störer und gewaltbereite Demonstranten schon vor Garmisch auszumachen und herauszufiltern.
"Viele Aktivisten kommen wegen der Kontrollen nicht, die wollen nicht durchsucht werden und haben auch Angst vor Repressionen", meint Tatjana Söding, die zusammen mit Christopher Olk ihr Zelt in einem Protestcamp auf einer Wiese am Rand von Garmisch aufgeschlagen hat. Söding hat gerade ihren Master in Humanökologie gemacht, Olk promoviert in internationaler politischer Ökonomie. Beide gehören zum Bündnis "Stop G7 Elmau", das den Gipfel mit mehreren Protestkundgebungen begleiten will.