
Nico Schlotterbeck - ins DFB-Team gekommen, um zu bleiben
DW
Die DFB-Elf startet gegen Israel mit einem Sieg ins WM-Jahr. Innenverteidiger Nico Schlotterbeck feiert in Sinsheim sein Debüt im Trikot der Nationalmannschaft und macht trotz "Arroganz-Anfall" Werbung in eigener Sache.
Nico Schlotterbeck ist stolz. Sein Blick ist geradeaus gerichtet, die Brust rausgestreckt und die blondierten Haare zur Seite gekämmt. Der 22-Jährige genießt sichtlich seine erste Nationalhymne auf dem grünen Rasen. Beim 2:0 (2:0)-Sieg im Testspiel gegen Israel kommt er zu seinem Debüt in der deutschen Nationalmannschaft. Endlich, denn eigentlich gehört er schon seit Ende August zum Kreis der DFB-Auswahl. Sein erster geplanter Einsatz im November musste allerdings wegen muskulärer Probleme verschoben werden. "Jetzt bin ich schon zum vierten Mal dabei", sagte der Verteidiger vom SC Freiburg vor seinem ersten Länderspiel, "das macht mich unglaublich stolz und glücklich, für mein Land zu spielen".
Nach einer guten halben Stunde dann das erste Highlight der bis dahin eher durchschnittlichen Partie: Schlotterbeck erkämpft im Mittelfeld den Ball, dribbelt ein paar Meter und legt dann perfekt für den einschussbereiten Kai Havertz auf. Doch der Offensivmann vergibt, ist aber kurze Zeit später mit dem Kopf zur Stelle - das 1:0. Auch wenn er zum ersten Mal dabei war, Schlotterbeck, der ab der U18 alle Nationalmannschaften des DFB durchlaufen hat, agierte in Defensive mit viel Ruhe, war aggressiv im Zweikampf und setzte mit einigen gut getimtem Pässen in die Offensive immer wieder gute Akzente.
Dass er kurz vor dem Schlusspfiff einen Elfmeter verursachte, dürfte seine insgesamt gute Leistung nicht schmälern. Schlotterbeck stoppte den Ball im eigenen Strafraum und dachte wohl, er hätte mehr Zeit. Doch als er den Pass dann spielen wollte, spitzelte Yonatan Cohen ihm das Leder weg und Schlotterbeck traf nur noch den Fuß des Israelis. Ein Foul aus der Kategorie "einmalige Aktion" oder "kleiner Arroganz-Anfall", wie es der Weltmeister von 2014 und heutige TV-Experte Per Mertesacker nannte. "So würde ich es nicht nennen", entgegnete Schlotterbeck im ZDF und gab offen zu: "Das war einfach schlecht von mir in der Situation. Es war eine Unkonzentriertheit und darf mir nicht passieren."
Auf den Innenverteidiger ist Verlass, das wissen auch seine Mannschaftskollegen beim SC Freiburg zu schätzen. "Schlotti paart fußballerische Klasse mit großer Zweikampfstärke", sagt Freiburgs Mittelfeldspieler Nicolas Höfler über Schlotterbeck: "Das ist vor allem für uns wichtig, wenn du weißt, du kannst auch mal einen Innenverteidiger im Eins-gegen-eins stehen lassen." Die Freiburger haben die zweitbeste Abwehr in der Bundesliga. Nur Rekordmeister FC Bayern hat noch weniger Gegentore bekommen.
Ein Grund für die starken Abwehrleistung des Bundesligisten ist Schlotterbeck, der mit einer Zweikampfquote von 66,9 Prozent der drittbeste Verteidiger der Liga ist. Nur Bayerns Niklas Süle und der Leipziger Mohamed Simakan haben bessere Werte vorzuweisen. Neben seinen Abwehrqualitäten zeigte Schlotterbeck zuletzt immer wieder, dass er auch in der Offensive gefährlich sein kann - vier Toren konnte der Innenverteidiger bisher erzielen.