Niclas Füllkrug, Versöhner mit Killerinstinkt
n-tv
Ein WM-Held gegen Hashtags, Frust und Langeweile: Niclas Füllkrug hat eine Superpower - dem Stürmer gelingt, dass die Menschen wieder für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft brennen. Dabei ist der Versöhner kein Heiliger.
Niclas Füllkrug sitzt auf dem Podium der DFB-Pressekonferenz mit einer Lockerheit, die bewundernswert ist. Nach seinem erst dritten Länderspiel, nach seinem ersten WM-Tor, scherzt der Stürmer von Bundesligist Werder Bremen mit Thomas Müller im Base-Camp der Nationalmannschaft weit oben im Norden des Wüstenstaats. Dort hat er zwar vor den Fan-Massen Dohas seine Ruhe. Aber ganz Deutschland, die halbe Welt, schaut auf den Werder-Stürmer. Internationale Beobachter fragen sich: Wer zur Hölle ist dieser "Killer mit der Zahnlücke" (die englische "Times")? Und die deutschen Fans spüren ein lange nicht mehr dagewesene Zugehörigkeit und Besonderheit rund um den Torjäger.
Es geht um die geheime Superkraft von "Lücke". Nicht um seine Präzision im Abschluss oder seine Schusskraft, mit der er den Ball etwa zum 1:1 gegen Spanien ins Tornetz "reinschweißt" (Thomas Müller). Es geht um die Kraft, die Gesellschaft wieder mit der Nationalelf zu versöhnen.
Als wäre er schon ewig beim DFB-Team, spricht Füllkrug auf der Pressekonferenz Sätze wie: "Wir haben Bock auf das letzte Gruppenspiel, aber der Gegner wird unangenehm sein." Oder: "Es ist noch nichts vollbracht. Es geht weiter, deshalb gab es keinen Grund für irgendwelche Freudensprünge." Aber anschließend wird es interessant. "Wir haben natürlich mitverfolgt, dass sich online der eine mehr über einen Misserfolg als über einen Sieg gefreut hätte", gibt der Stürmer zu. Jetzt würden aber wieder viele in Deutschland "eine WM-Stimmung" fühlen. Nur, dass er der Hauptgrund dafür ist, das verschweigt die Nummer 9.
Alles ist angerichtet für Werder Bremen. Weil der FSV Mainz 05 überraschend bei Union Berlin unterliegt, könnte der Altmeister mit einem Sieg gegen Augsburg auf einen Europapokalrang springen. Das klingt machbar, denken die Fans am Weserstrand. Doch Samuel Essende überrumpelt die Elf von Trainer Werner.