
Nicht wie ein Kaninchen vor der Schlange
Frankfurter Rundschau
Was macht ein Land, wenn es von einer Großmacht bedroht wird? Ein Auszug aus Alice Grünfelders Buch „Wolken über Taiwan“.
Kann ein Volk Resilienz lernen, wenn es regelmäßig von einem anderen bedroht – mal subtil, mal mit roher Gewalt –, wenn es gezwungen wird, die Fäden zur Welt zu kappen, bis es alleine dasteht?
Wie zeigt sich diese Bedrohung im Alltag, wenn ein anderes Land sich in den Kopf gesetzt hat, dieses einzunehmen, das nicht einmal Feindesland ist, sondern dieselbe Sprache spricht, auf dieselbe Tradition zurückblickt? Wenn der große Bruder will, dass man zur Familie zurückkehrt, der kleine Bruder aber lieber draußen in Freiheit spielen möchte, wie es eine Radiojournalistin ausdrückte?
Gibt es Worte für diesen Zustand des Ausharrens, Abwartens?
Sind die Menschen gewappnet? Wie sehen die Schuppen einer möglichen Widerstandsfähigkeit aus?
Hält man sich an das „Wasser“, wie es die Hongkonger Protestbewegung als Motto gegen die unverhältnismäßige Polizeigewalt formulierte, was zu einem Revival von Bruce Lee führte? „Empty your mind, be formless, shapeless — like water. Now you put water in a cup, it becomes the cup; You put water into a bottle, it becomes the bottle; You put it in a teapot, it becomes the teapot. Now water can flow or it can crash. Be water, my friend.“