Nicht von dieser Welt: Jimi Hendrix wäre 80
DW
Er war eine Ikone der Flower-Power-Zeit und gilt bis heute als der beste Gitarrist der Welt. Jimi Hendrix hat in seiner nur vierjährigen Karriere Grenzen gesprengt und Musikgeschichte geschrieben.
In seiner Kindheit hatte es Jimi nicht leicht. Seine Mutter ist erst 17, als er am 27. November 1942 zur Welt kommt. Der Vater ist beim Militär. Der Junge wächst bei Verwandten auf, sein Leben ist von Armut bestimmt. Als Jugendlicher fliegt er von der Schule und gerät auf die schiefe Bahn. Er wird beim Autodiebstahl erwischt. Seine Strafe: Entweder Haft auf Bewährung oder Army. Er entscheidet sich fürs Militär. Nach kurzer Zeit wird er aus dem Militärdienst wieder entlassen, angeblich, weil er sich bei einem Fallschirmsprung den Fuß gebrochen hat. In Wirklichkeit hat er seinem Militärarzt erzählt, dass er Männer möge und sich in einen Kameraden verliebt habe. Später nimmt ihm niemand mehr sein vermeintliches Schwulsein ab - in zu viele Frauengeschichten ist Jimi Hendrix verwickelt. Angeblich hatte er auch einen One-Night-Stand mit Brigitte Bardot.
Legenden ranken sich auch um Jimis erstes Instrument. Es soll eine Ukulele gewesen sein, mit nur einer Saite. Oder: Als kleiner Junge habe er immer Luftgitarre gespielt oder wilde Gitarrensoli auf einem Besen simuliert. Was sicher ist: Die Gitarre ist Jimis Instrument, das er schon früh beherrscht.
Nach der Entlassung aus der Armee zieht er durch die Gegend, spielt Gitarre, mal in Bands, mal alleine und lebt von der Hand in den Mund. Später lernt er den Musiker Little Richard kennen und tourt mit ihm und den Isley Brothers quer durch die Staaten - es bringt Geld, aber keine musikalische Erfüllung. Man unterhält das Publikum mit Top-40-Standards, lernt viel dazu, aber eigentlich ist es für Jimi eher frustrierend.
1965 kommt sein erster Plattenvertrag und damit sind Auftritte in New Yorker Clubs garantiert. Jimi nennt sich damals noch Jimmy James und hat eine eigene Band. Dann entdeckt er die halluzinogene Droge LSD für sich und wie toll er mit Gitarre und Elektronik experimentieren kann, wenn er sie genommen hat. Er baut Verstärker hintereinander, um neue Rückkoppelungseffekte zu erzielen, er schafft es, eine Gitarrensaite allein durch eine leichte Berührung, eher einen Impuls, zum Klingen zu bringen. Er entwickelt neue Fingertechniken - als Linkshänder hat er ganz andere Möglichkeiten. Er schafft es, so zu klingen, als spielten zwei Gitarristen. Jimi nennt seine musikalischen Erfindungen "Electric Church".
Laut Hendrix-Biograf Klaus Theweleit war Jimi Hendrix' Musik eine neue Sorte Ausbruchspower, die bis dahin in der Ausbruchskultur der Jugendlichen nicht vorhanden gewesen sei. "Da steckt vieles drin, was die Generation bewegt hat, die neuen Wohnformen der 60er, die Rassenunruhen in den USA, die New Yorker Undergroundkultur, die Drogen, der neue aufkommende Feminismus - Jimi Hendrix ist musikalisch und was seine Lebensweise angeht, sozusagen on Top dieser ganzen Bewegung," so Theweleit im DW-Gespräch.