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Nicht nur Gas: Deutschlands Abhängigkeit von Rohstoffen
DW
Billiges Gas aus Russland, das war eine der Lebensadern der deutschen Wirtschaft. Der Lieferstopp lenkt den Blick auf weitere Rohstoffe - vor allem aus China.
Die Frage war klar formuliert: "Wie hoch schätzen Sie in den nächsten fünf Jahren das Risiko eines Exportstopps kritischer mineralischer Rohstoffe aus China ein?" Von den rund 400 Teilnehmern eines Kongresses zum Thema Rohstoffe, zu dem der Bundesverband der Deutschen Industrie in Berlin eingeladen hatte, stimmten 73 Prozent für "sehr hoch" oder "hoch".
Es herrscht Alarmstimmung in der deutschen Wirtschaft. Mit Wucht werden seit dem russischen Überfall auf die Ukraine die Folgen von Importabhängigkeit und fehlender Diversifizierung bei Erdgas sichtbar. Die Energiepreise sind explodiert und werden sich kurz- und mittelfristig nicht wieder auf das Niveau senken lassen, das mit billigem Gas aus Russland über Jahrzehnte zur Selbstverständlichkeit geworden war.
So selbstverständlich, wie es auch die Versorgung mit Metallen und Industriemineralien war. "Bei kritischen mineralischen Rohstoffen wie seltenen Erden ist die Abhängigkeit, insbesondere von China, bereits wesentlich größer als die bisherige Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energieträgern", warnte BDI-Präsident Siegfried Russwurm auf dem Rohstoffkongress. Ein Lieferstopp würde die deutsche Industrie sofort und weitreichend treffen.
Seltene Erden sind in Erzvorkommen zu finden und umfassen verschiedene chemische Elemente. Die Hauptvorkommen sind in China, den USA, Russland und Australien, aber auch in Kanada, Indien, Südafrika und Südostasien zu finden. Selten heißen die Mineralien auch deswegen, weil sie nicht sehr oft in der Konzentration und in der Kombination auftreten, die einen Abbau wirtschaftlich machen. Außerdem sind die Verfahren zur Auslösung und Trennung der einzelnen Elemente anspruchsvoll und wegen der notwendigen Chemikalien ökologisch problematisch.
Weil es in vielen Ländern zu teuer und zu dreckig erschien, seltene Erden abzubauen, hat China ein Monopol und das wird im technologischen Wandel zum Problem. "Ohne diese Rohstoffe wird es keine Energiewende, keine E-Mobilität, keine Digitalisierung, keine Industrie 4.0 geben - aber auch keinen Infrastrukturausbau und keine schlagkräftige Verteidigungsindustrie", warnt der BDI-Präsident.