
Nicht überall wird geküsst
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Küssen ist ein Zeichen der Liebe, Zuneigung, Romantik - zumindest in der westlichen Welt. In einigen Weltregionen wird dagegen gar nicht geküsst, stellten Forscher fest. Aber wo und warum ist das so?
An einer Straßenkreuzung im Berliner Stadtteil Kreuzberg knutschen zwei Menschen innig und verpassen dabei ihre Ampelphase. Die anderen Fußgängerinnen und Fußgänger beachten sie gar nicht - Menschen küssen sich doch seit eh und je. In anderen Weltregionen ist das aber nicht unbedingt der Fall. Zum internationalen Tag des Kusses ein Blick auf die (Nicht)-Verbreitung leidenschaftlicher Küsse.
Mittelamerika: Die Ethnologin und Genderforscherin Catherine Whittaker von der Goethe-Universität in Frankfurt beobachtete in Mexiko einst das Kussverhalten der Menschen. Damals traf sie nach eigenen Angaben auf Schamanen, die im Küssen etwas Spirituelles anstatt nur Erotisches gesehen hätten. "Dort hat ein Schamane darüber gesprochen, dass das Gesicht mit kosmischen Linien in Verbindung steht. Und indem man mit dem Gesicht arbeitet, kann man diese Linien anzapfen und Energien freisetzen." Andere wissenschaftliche Beobachtungen etwa der indigenen Bevölkerung Mittelamerikas deuten darauf hin, dass die Menschen dort gar nicht romantisch miteinander knutschen.
Nordafrika: Betrachtungen der Ureinwohner des Sudans zeigen, dass es für sie unvorstellbar sei, sich zu küssen. Der Mund sei nämlich das Tor zur Seele - zu groß die Angst, der Tod könne sich auf diesem Weg Zutritt verschaffen oder ihre Seele gestohlen werden. Whittaker verweist auch auf die Beduinen, die unter anderem in Teilen der Sahara leben. Dort sei eine direkte Frage von Forschern verneint worden, ob die Nomaden Romantik praktizieren. Whittaker betont aber: "Tatsächlich gibt es auch da zum Beispiel Liebeslyrik. Das wird aber einfach sehr streng geheim gehalten." In einigen Weltregionen sei es eben ein Tabu über Romantik - und damit auch das Küssen - zu sprechen. Dazu komme, dass sich Menschen in einigen Teilen der Welt ihre Zuneigung zwar nicht durch das Mund-auf-Mund-Küssen zeigen, aber auf eine vergleichbar intime Art.

In Deutschland wird oft über Mehrsprachigkeit sowie deren Vor- und Nachteile diskutiert. In Ghana hören Babys bis zu sechs verschiedene Sprachen, wie eine Untersuchung von Sprachwissenschaftlern zeigt. Es ist die erste dieser Art, die zudem die gängigen Vorurteile zur Mehrsprachigkeit infrage stellt.