Nicaragua bricht diplomatische Beziehungen zu Taiwan ab
DW
Taipeh verliert einen weiteren Verbündeten: Nicaragua hat sich zu Pekings Ein-China-Doktrin bekannt und sich von Taiwan abgewandt. Das Land wird weltweit nur noch von etwas mehr als einem Dutzend Länder anerkannt.
Nicaraguas Außenminister, Denis Moncada (Artikelbild), teilte in einer vom Fernsehen übertragenen Ansprache mit, dass es aus Sicht der Regierung von Präsident Daniel Ortega auf der Welt nur ein China gebe. Damit stellt sich das lateinamerikanische Land eindeutig auf die Seite der Volksrepublik und hinter dessen Ein-China-Politik. Taiwan sei, so Moncada, "ein unveräußerlicher Teil" Chinas, dessen einzige legitime Regierung die in Peking sei.
Der Grund für den Seitenwechsel Nicaraguas war zunächst unklar. Die Regierung in Managua hatte zuvor über viele Jahre hinweg gute Kontakte nach Taiwan gepflegt. So war Staatspräsidentin Tsai Ing-wen im Januar 2017 Gast bei der Inauguration von Nicaraguas Präsident Ortega, als dieser seine umstrittene vierte Amtszeit antrat.
Taiwans Regierung äußerte sich umgehend zu dem Schritt. Man fühle "tiefen Schmerz und Bedauern" über die Entscheidung. Präsident Ortega habe die "Freundschaft zwischen den Völkern Taiwans und Nicaraguas missachtet", hieß es aus dem Außenministerium in Taipeh. Zugleich wurde in dem Statement aber auch betont, dass Taiwan "als Mitglied der internationalen Gemeinschaft das Recht zu diplomatischen Beziehungen zu anderen Ländern" habe und auch weiterhin eine "pragmatische Diplomatie" verfolgen werde, um einen "angemessenen internationalen Status" zu erreichen.
Unmittelbar nachdem Nicaragua bekanntgegeben hatte, dass es die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan zugunsten Festlandchinas abgebrochen habe, meldete das chinesische Staatsfernsehen, dass Regierungsvertreter Chinas und Nicaraguas zu Gesprächen in der Stadt Tianjin zusammenkommen würden.
China betrachtet das demokratische Taiwan, das sich 1949 vom Festland abspaltete, als abtrünnige Provinz und versucht, es international zu isolieren. Die 23 Millionen Einwohner zählende Inselrepublik sieht sich dagegen als unabhängig an.