
Neujahrsansprache von Olaf Scholz: Mit Charisma für ein besseres Deutschland
Frankfurter Rundschau
Kanzler Olaf Scholz erweist sich wieder einmal als gewiefter Redekünstler und reißt das ganze Land mit seiner Neujahrsansprache mit. Eine Glosse.
Olaf Scholz ist ein Charismatiker hanseatischer Prägung. Zwar gebürtig aus der pulsierenden Metropole Osnabrück in Niedersachsen stammend, hat sich der SPD-Mann zwischen Alster und Elbe akklimatisiert und die flirrend-betriebsame Atmosphäre der Hafenstadt Hamburg in sich aufgesaugt. Im Vergleich zu seiner Amtsvorgängerin, der gleichwohl rhetorisch glänzenden Uckermärkerin Angela Merkel, langt der neue Bundeskanzler im Rahmen seiner ersten Neujahrsansprache noch tiefer in die Zauberkiste der Redekunst.
Fast schon verwegen klingen die Worte des mit 64 Jahren im Gegensatz zu seiner 67-jährigen Vorgängerin geradezu jugendlichen Anführers einer neuen Epoche: Schneller als das Corona-Virus müssen wir sein, mahnt der niedersächsische Hanseat zur Eile. Wie schnell sich so ein Virus bewegt und wie viele Stundenkilometer wir, also wir alle, nun drauflegen müssen, spart Scholz leider aus. Keine Zeit zu verlieren, wie es scheint.
„Tun wir miteinander alles – aber auch wirklich alles – dafür, dass wir Corona im neuen Jahr endlich besiegen können“, erklingt fortan Scholz‘ flammender Appell. Ein Wortlaut, der sich in seiner Schmissigkeit so wohltuend von Vorgängerin Merkel abhebt, wie es ansonsten nur ein Erdapfel von einer Kartoffel zu tun vermag. Es folgt die Erneuerung der Aufforderung an die bereits zweifach gegen Corona geimpften Verantwortungsvollen, ein drittes Mal den Oberarm zu lüften und gleichzeitig die formlose Bitte, die Beschränkungen doch bitte ernst zu nehmen.