
Neuer Missbrauchsskandal in katholischer Kirche: Opfer äußert sich
Frankfurter Rundschau
Ein neuer Missbrauchsvorwurf belastet die katholische Kirche. Ein Opfer äußert sich nach Jahren, und macht das wahre Ausmaß im Fall Peter H. deutlich.
München – Ein bisher unbekannter Missbrauchsfall in der katholischen Kirche belastet das Erzbistum München. Ein ehemaliger Priester hat mehrfach Jungen in Bayern missbraucht. Obwohl die Kirche davon wusste, blieben Konsequenzen aus, wie Recherchen von Correctiv und dem Bayerischen Rundfunk zeigen. Nun äußert sich eines der Opfer von Peter H.
Bereits seit dem Jahr 2010 ist bekannt, dass Peter H. in seiner Tätigkeit als Priester der Katholischen Kirche mehrere Jungen sexuell missbraucht hat. Auch das Wegsehen der Kirche selbst ist kein Geheimnis, wobei der BR berichtet, dass das Bistum Essen bereits seit Anfang der 1970er Jahre über die Gefahr wusste, die von H. ausging. Statt den Priester allerdings zu belangen, wurde dieser lediglich im Jahr 1980 in die Gemeinde Garching versetzt. Dort kam es zu weiteren Fällen sexueller Übergriffigkeit, deren wahres Ausmaß durch die Aussagen eines Opfers jetzt deutlich wird.
Stefan, dessen Nachname anonym bleibt, war zwölf, als Peter H. ihn im Jahr 1990 zum ersten Mal missbrauchte. Der katholische Priester war mittlerweile in zehn Missbrauchsfällen schuldig gesprochen, wovon die Gemeinde allerdings nichts wusste. H. lud den Jungen damals öfter zu sich ein, wie der BR berichtet. Zunächst half er Stefan bei den Hausaufgaben, später ließ er ihn bei sich übernachten. Schließlich kam es in der Gemeinde zu Unruhe aufgrund der Nähe zwischen dem Priester und einigen seiner Ministranten. Den Recherchen von Correctiv und dem Br zufolge wurde Peter H. allerdings von genau der Stelle verteidigt, die eigentlich auf ihn aufpassen sollte.
Demnach befand sich H. in Therapie, als er in Garching aktiv war. Ein Psychologe nannte als Bedingungen für die weitere Tätigkeit als katholischer Priester unter anderem die Aufsicht durch einen Supervisor. Diese Rolle sollte ein pensionierter Bischof übernehmen, der H. im entscheidenden Moment allerdings deckte. Auch die anderen Auflagen des Psychologen wurden nicht durch die Kirche kontrolliert. Demnach sollte der Priester eigentlich nicht mehr mit Jugendlichen arbeiten und keinen Alkohol trinken.
Den Recherchen von Correctiv und BR zufolge wusste die katholische Kirche auch von dem Missbrauch von Stefan. Das interne Urteil fiel jedoch milde aus, wobei die Taten des Priesters als gering oder mittelschwer eingestuft wurden. Erst im Jahr 2010 wurde Peter H. in den Ruhestand versetzt, nachdem einige seiner Taten an die Öffentlichkeit gelangt waren.