Neue Studie: Ist der Mars zu klein, um Wasser zu speichern?
Frankfurter Rundschau
Einst gab es Wasser auf dem Mars, da ist sich die Forschung sicher. Heute ist nichts mehr davon übrig. Nun findet eine Studie einen möglichen Grund dafür.
St. Louis/Frankfurt – Wenn der Planet Mars erforscht wird, geht es meist um das Thema Wasser und eng damit verbunden um die Frage, ob der rote Planet einst Leben beherbergt hat. Denn beides gehört in den Augen der Forschung zusammen: Wo kein Wasser existiert, hat es auch Leben, so wie die Menschheit es kennt, schwer. Dass es auf dem Mars einst Wasser gab, ist in der Weltraumforschung unumstritten – doch warum es verschwunden ist, ist unklar. Nun haben Forschende in einer Studie eine neue Theorie entwickelt, die sich auch auf die Suche nach bewohnbaren Planeten im Weltall auswirken könnte.
Die Forschenden um Kun Wang von der Washington University in St. Louis, USA, sind sich sicher: „Das Schicksal des Mars war von Anfang an entschieden.“ Das Forschungsteam hat unter anderem Mars-Meteoriten auf flüchtige Elemente wie Kalium hin untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass es in den Meteoriten vom Mars im Vergleich zur Erde weniger flüchtige Kalium-Isotope gibt als auf der Erde – dafür wurden mehr schwere Isotope gefunden. Daraus schlussfolgerten die Fachleute für ihre Studie, die im Fachjournal Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurde: Der Mars hat die flüchtigen Bestandteile – und Wasser ist noch flüchtiger als leichte Kalium-Isotope – sehr früh verloren.
Die Forschenden fanden bei ihrer Arbeit heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen der Größe eines Himmelskörpers und dessen Kaliumzusammensetzung gibt. „Das ist eine neue Entdeckung mit wichtigen quantitativen Auswirkungen darauf, wann und wie die differenzierten Planeten ihre flüchtigen Stoffe aufgenommen und verloren haben“, so Katharina Lodders, die ebenfalls an der Washington University in St. Louis forscht und Co-Autorin der Studie ist.
„Es gibt wahrscheinlich einen Schwellenwert für die Größenanforderungen von Gesteinsplaneten, um genügend Wasser zu speichern, um Bewohnbarkeit und Plattentektonik zu ermöglichen“, erklärt Wang in einer Mitteilung seiner Universität und fährt fort: „Die Masse übersteigt die des Mars.“ Der Mars ist also zu klein, um ausreichend Wasser zu speichern, schlussfolgern die Forschenden.
Es sei „unstrittig, dass es einst flüssiges Wasser auf der Oberfläche des Mars gab“, betont Wang. Jedoch sei es schwierig, durch Fernerkundung und Rover-Missionen allein die Menge festzulegen. „Es gibt viele Studien über die Menge des Wassers auf dem Mars, in einigen von ihnen war der frühe Mars sogar nasser als die Erde. Das glauben wir nicht“, erläutert Wang weiter. Tatsächlich hat der Nasa-Rover „Perseverance“ gerade erst herausgefunden, dass seine Landestelle auf dem Mars, der Jezero-Krater, einst ein gut gefüllter See war, der von einem Fluss gespeist wurde.