Neue ARD-Serie „Legal Affairs“: Man könnte es Erpressung nennen
Frankfurter Rundschau
Die ARD-Serie „Legal Affairs“ schickt Lavinia Wilson als coole Promi-Anwältin nicht nur in den Gerichts-Ring.
Im Dezember 2013 erlangte eine junge US-Amerikanerin plötzliche und fatale Berühmtheit, weil sie unmittelbar vor ihrem Boarding an 170 Follower twitterte: „Fliege nach Afrika. Hoffe, ich bekomme kein Aids. Nur ein Scherz. Ich bin weiß!“ Die Internet-Welt stürzte sich darauf, ein Shit-Storm entstand, als wäre sie der einzige Mensch, der einen dummen, unbedachten Tweet absetzte. Noch vor der Landung hatte sie praktisch ihren Job verloren.
Für eine junge Frau in der achtteiligen ARD-Serie „Legal Affairs“, die zu einem Foto, auf dem sie fröhlich zwischen zwei schwarzen Männern steht, ähnlich über Aids witzelt, geht die Sache hingegen besser aus: denn ein fabelhaftes Team um die Medienanwältin Leo Roth übernimmt ihren Fall und dreht die Stimmung schneller, als die am Flughafen Berlin von einem Mob Erwartete und durch einen Biss Verletzte aus dem Krankenhaus entlassen wird.
„Legal Affairs“ spielt überwiegend in der Welt der Reichen und Berühmten, auch der politisch Einflussreichen, denn die Hauptfigur ist eine „Staranwältin“, die ihr Geld damit verdient, allerlei Verletzungen der Privatsphäre (Seitensprünge etwa) unter dem Deckel zu halten. Oder wieder drunter zu stopfen. Das tut sie, indem sie zum Beispiel der Presse – und keineswegs betrifft das nur die Boulevardpresse – mit Klagen droht. Oder auch letzterer im Tausch für den Klatsch über Roths Mandanten Tratsch über jemand anderen anbietet. Leo Roth ist da weitgehend skrupellos, außerdem tough und kalt wie eine Hundeschnauze. Man könnte ihr Vorgehen auch Erpressung nennen.