Netzwerk soll Kultur der Ukraine schützen
DW
Der Krieg in der Ukraine bedroht das kulturelle Erbe des Landes. Das neu installierte Netzwerk Kulturgutschutz soll die Hilfsmaßnahmen aus Deutschland koordinieren.
Neben dem unermesslichen menschlichen Leid bedeutet die russische Invasion auch eine Gefahr für das kulturelle Erbe der Ukraine: für seine Kirchen, historischen Stätten, Museen, Denkmäler, Traditionen. Vor einer Woche bezifferte die Unesco, die für Kultur zuständige Organisation der Vereinten Nationen, die bereits beschädigten Orte auf mehr als 50.
Beate Reifenscheid, Präsidentin von Icom Deutschland, hält diese Zahl für längst überholt. "Aus Mariupol weiß man gar nicht, welche substanziellen Schäden es gibt", sagt Reifenscheid im DW-Gespräch. "Man muss davon ausgehen, dass dort alles verloren ist."
Im März hatte Claudia Roth, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, zusammen mit dem Auswärtigen Amt das Netzwerk Kulturgutschutz Ukraine ins Leben gerufen. Damit sollen der Schutz von kulturellen Schätzen verbessert, Informationen gebündelt und Hilfsmaßnahmen insbesondere aus Deutschland koordiniert werden. Als zentrale Schaltstelle wurde Icom Deutschland benannt.
Dem internationalen Museumsrat Icom (International Council of Museums), 1946 mit der Unesco gegründet, gehören heute 151 Nationalkomitees an. "Dank dieses internationalen Netzwerks mussten wir nicht von Null angefangen", sagt Beate Reifenscheid.
Seit den Protesten gegen die Regierung in Belarus 2020 sei die Abstimmung innerhalb Europas weitgehend eingespielt. Auch damals hatten kulturelle Einrichtungen um Hilfe gebeten. "Dass so eine Situation in der Ukraine eintreten könnte, haben wir lange Zeit nicht auf dem Schirm gehabt", sagt Reifenscheid.