Nazi-Gefängnis Colditz ist jetzt Ort der Versöhnung
n-tv
Am Jahrestag der Befreiung von Schloss Colditz durch die US-Armee hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer mit einer "Feier unter ehemaligen Feinden" ein neues, multimediales Museum eröffnet. Die einstige Fluchtakademie der Alliierten sei heute ein Symbol der europäischen Zusammenarbeit.
In Deutschland gibt es laut Tourismuszentrale 25.000 Burgen und Schlösser - viele davon sehenswert und eine Reihe mit klingenden Namen wie Neuschwanstein, Sanssouci oder Moritzburg. Doch nur eine einzige Anlage lockt seit Jahrzehnten Besucher und Besucherinnen aus aller Welt an, während sie bei uns daheim weitestgehend unbekannt ist: Schloss Colditz in Sachsen.
Obwohl die Festung schon seit 1000 Jahren auf einem mächtigen Vulkanfels thront und den Fluss Mulde gemächlich an sich vorbeifließen lässt, waren es nur sechs Jahre im 20. Jahrhundert, die Colditz zum Inbegriff für Freiheitsliebe und zu einem internationalen Symbol für den Kampf gegen die nationalsozialistischen Kriegstreiber machten.
Von 1939 bis 1945 diente das Schloss als Gefängnis für alliierte Offiziere und Generale, die sich nicht alle mit ihrer Lage abfinden wollten und das Schloss zu einer bis heute weltberühmten "Escape Academy", also einer Fluchtschule machten. Während die Mauern von Colditz als ausbruchssicher galten, zeugen mehr als 20 Tunnel, viele heimlich konstruierte Utensilien wie Uniformen, ein Radio und sogar ein Gleitflugzeug von 300 teils sagenhaften Fluchtversuchen - die in 31 Fällen quer durch das Deutsche Reich und bis über eine neutrale Grenze gelangen. Dass sie der britische Geheimdienst "MI9" ausgerechnet mit einer Abteilung namens "Q" unterstützte, lässt Colditz im Rückblick wie eine reale Vorgeschichte erscheinen: zu den Abenteuern von James Bond.