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Nahtoderfahrung: Gehirnscans zeigen letzte Gedanken eines Sterbenden
Frankfurter Rundschau
Forschende haben die Gehirnscans eines sterbenden Patienten ausgewertet. Diese geben Hinweise darauf, welche Gedanken der Mann kurz vor seinem Tod hatte.
Frankfurt – Menschen mit einer Nahtoderfahrung berichten häufig, dass ihr Leben noch einmal an ihnen vorbeizieht. Doch was passiert im Gehirn bei Sterbenden tatsächlich? Mit einer neuen Studie, die am Dienstag (22.02.2022) in der Fachzeitschrift „Frontiers in Aging Neuroscience“ veröffentlicht wurde, zeigen Forschende mithilfe von Gehirnscans die womöglich letzten Gedanken eines Sterbenden.
Ein 87-jähriger Patient war wegen eines Sturzes in der Notaufnahme. Er hatte Blutung zwischen Gehirn und Schädel. Nach der Operation bekam der Mann Krampfanfälle und wurde laut Studie mit einem Elektroenzephalographie-Gerät (EEG) untersucht. Dabei wurden seine Gehirnströme gemessen. Mitten in der Studie erlitt der Mann allerdings einen Herzinfarkt und starb.
Etwa 900 Sekunden zeigten die Aufnahmen die Gehirnaktivität des Patienten. Doch was genau geschah vor und nach dem Herzstillstand? Das versuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herauszufinden.
Beim Auswerten der Aufnahmen stellten sie einen Anstieg der als Gamma-Oszillationen bekannten Gehirnwellen fest. Diese treten normalerweise beim Träumen oder Erinnern auf. Sie sind mit der Konzentration und der bewussten Wahrnehmung verknüpft. Die Schwingungen gingen sogar über den Tod hinaus. „Angesichts der Tatsache, dass die Kreuzkopplung zwischen Alpha- und Gamma-Aktivität an kognitiven Prozessen und dem Gedächtnisabruf bei gesunden Probanden beteiligt ist, ist es faszinierend zu spekulieren, ob eine solche Aktivität einen letzten ‚Rückruf des Lebens‘ unterstützen könnte, der im Nahtodzustand stattfinden könnte“, so die Forschenden.
Zuvor konnten laut der Studie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ähnliche Veränderungen der Gehirnwellen bei Nagetieren entdecken. Demnach leitet das Gehirn während des Sterbens eine biologische Reaktion ein. Diese Reaktion könnte möglicherweise artenübergreifend sein. „Trotz dieser Vorbehalte legt die allgemeine Ähnlichkeit der oszillierenden Veränderungen zwischen der hochgradig kontrollierten experimentellen Nagetierstudie und der vorliegenden Arbeit nahe, dass das Gehirn während des Todes eine Reihe von stereotypen Aktivitätsmustern durchlaufen könnte“, sagen die Forschenden.