Nagelsmann deutet große Entscheidungen an
n-tv
Julian Nagelsmann bemüht sich, die trübe Stimmung rund um die Nationalmannschaft beiseite zu schieben. Im "Sportstudio" des ZDF wirbt er für Optimismus und hat ein paar gute Kniffe parat. Er wirft ein paar spektakuläre Optionen in den Ring und räumt mit einem fatalen Satz auf.
Gemessen am Applaus, den Julian Nagelsmann am Samstagabend im "Sportstudio" des ZDF erhalten hatte, hat der immer noch neue Bundestrainer weiterhin einen guten Kredit bei den Menschen, die er im nächsten Sommer mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft begeistern will. Bei der Heim-EM, die doch unbedingt ein Sommermärchen werden soll, aber derzeit eher Alptraum-Szenarien hervorruft. Das DFB-Team ist in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich näher am nächsten Turnier-GAU als an einer großen Überraschung.
Einen wurmt das besonders, Nagelsmann nämlich. Der weiß um die historische Chance, für sich und für seine Fußballer. Eine Heim-EM, das erlebt nicht jeder. Und wenn, dann höchstens einmal im Leben. Und so wirbt er im Land für mehr Optimismus, auch wenn er weiß, dass die Mannschaft absolut in der Pflicht steht, sich um den atmosphärischen Umschwung verdient zu machen. Die teilweise erschreckenden Leistungen im November gegen die Türkei und Österreich waren daher toxisch. "Ich wusste, dass es schwierig ist, eine sehr große, aber auch reizvolle Aufgabe", sagt Nagelsmann und hatte fortan ein paar Kniffe parat, um gute Gefühle zu verbreiten.
Die Zusammenstellung der Mannschaft ist und bleibt das große Thema. Hat Deutschland die Qualität, um 2024 tatsächlich im Konzert der Großen mitzumischen, um Länder wie England, Frankreich oder Spanien ernsthaft herauszufordern? Beantworten konnte Nagelsmann diese Frage natürlich nicht. Aber er glaubt, dass er mit ein paar Änderungen an der Kaderstruktur die gravierenden Probleme des Teams beheben kann. Die betreffen vor allem die Abwehr. Weder er noch sein Vorgänger Hansi Flick war es gelungen, die letzte Reihe so zu schließen, wie es vielleicht zuletzt beim WM-Titel 2014 gelungen war, als die Heldengrätscher Mats Hummels und Jérôme Boateng alles abgeräumt hatten. Flankiert von einem Philipp Lahm auf der rechten Seite, der zu Beginn des Turniers noch auf der Sechs eingeplant worden war. Und dieses Modell dient nun auf Nagelsmann offenbar als Vorbild.