Nachtschicht in Brokdorf
Die Welt
Nach rund 35 Jahren Betrieb ist Schluss: Der letzte Atomreaktor und zugleich das letzte Großkraftwerk an der Unterelbe geht zum Jahresende vom Netz – mitten in der größten Energiepreis-Krise seit Langem. WELT AM SONNTAG war bei einer Nachtschicht dabei.
Die Klimaanlage rauscht, sie dämpft die Stimmen zwischen den weitläufigen Konsolen und Schaltpulten. Es wird wenig gesprochen in dieser Nachtschicht in der Steuerzentrale des Atomkraftwerks Brokdorf. Die zwölf Männer erledigen ihre Aufgaben. Einige von ihnen sind im Kraftwerk unterwegs, im Turbinenhaus oder in den Räumen mit den Schaltschränken, um den Zustand der Anlage zu überwachen und die vorgeschriebenen Überprüfungen auszuführen. Die anderen steuern im Leitstand den Reaktor und passen seine Stromproduktion an den Energiebedarf im Netz an. Betrieben wird das Kraftwerk im Dreischichtbetrieb, nachts dauert die Arbeit von 22 bis 6 Uhr.
In einer besonderen Nachtschicht, nämlich der vom 31. Dezember dieses Jahres, wird das Team, das dann hier im Leitstand arbeitet, gegen 21.30 Uhr damit beginnen, das Kraftwerk Brokdorf herunterzufahren. Der Ablauf steht schon fest: