
Nach Zeitzonen-Chaos bleibt es im Libanon nun doch bei einer Uhrzeit
DW
Der geschäftsführende libanesische Ministerpräsident revidiert seine Entscheidung, die Zeitumstellung in den April zu verschieben. Ab Mittwochnacht soll die Sommerzeit gelten.
Das libanesische Kabinett hat sich dazu entschlossen die Uhren nun doch bereits am Mittwoch umzustellen, verkündete der geschäftsführende Ministerpräsident Nadschib Mikati. Damit widerrief er seine kontrovers diskutierte Entscheidung, erst in vier Wochen zur Sommerzeit zu wechseln. Nach "ruhigen Diskussionen" im Kabinett brauche die Regierung nun 48 Stunden, um die Arbeitsabläufe neu zu regeln. Mittwochnacht werde die Uhr eine Stunde vorgestellt werden, sagte Mikati.
Kurz vor der geplanten Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit, die in den meisten europäischen Ländern üblicherweise am letzten Sonntag im März stattfindet, hatte sich Mikati vergangenen Donnerstag spontan für einen Sonderweg im Libanon entschieden: Die Zeit solle erst am 20. April um eine Stunde nach vorne verschoben werden, nach Beendigung des muslimischen Fastenmonats Ramadan.
Das Chaos um die Uhrzeit stiftete Verwirrung unter den Libanesen. Während manche Institutionen seiner Entscheidung folgten, verweigerten sich andere Einrichtungen der kurzfristigen Änderung und starteten bereits in die Sommerzeit. In der Konsequenz hatte der Libanon quasi zwei Uhrzeiten. Viele Bürger mussten mit Arbeits- und Zeitzonen jonglieren - und das in einem Land, das nur 88 Kilometer (55 Meilen) an seiner breitesten Stelle misst.
Die staatliche Fluggesellschaft Middle East Airlines (MEA) folgte dem Schritt Mikatis und veröffentlichte eine Tabelle mit jeweils um eine Stunde vorgezogenen Abflugzeiten. Damit will die Airline offenbar im internationalen Flugplan bleiben und Anschlussflüge ermöglichen, ohne dass Reisende in einer anderen Zeitzone ihre Flüge antreten müssen als der offiziell geltenden.
Die Debatte drohte im multi-konfessionellen Libanon zudem zu einem neuen Streitpunkt zwischen den Relgionen zu werden. In den sozialen Medien wurde ein Video veröffentlicht, das ein Gespräch zwischen Mikati und dem Parlamentssprecher Nabih Berri zeigen soll, in dem er den Regierungschef bittet, mit der Zeitumstellung bis zum Ende des Ramadan zu warten.