
Nach Sturm auf Präsidentenpalast: Sri Lankas Staatsführung will abtreten
DW
In Sri Lanka bahnt sich ein Machtwechsel an. Demonstrierende hatten die Residenz des Präsidenten gestürmt und das Haus des Premiers in Brand gesteckt. Die Geduld der Menschen ist angesichts der Wirtschaftskrise am Ende.
In Sri Lanka haben angesichts einer schweren Wirtschaftskrise wütende Demonstrierende offenbar einen Machtwechsel erzwungen. Präsident Gotabaya Rajapaksa werde am kommenden Mittwoch zurücktreten, "um einen friedlichen Übergang zu gewährleisten", erklärte Parlamentssprecher Mahinda Abeywardana. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Präsident an einem geheimen Ort, weil seine Residenz von Hunderten Sri Lankern gestürmt worden war.
Das Privathaus von Premierminister Ranil Wickremesinghe wurde in Brand gesteckt - trotz seiner vorherigen Ankündigung, sein Amt niederzulegen.
Er werde zurücktreten, wenn alle Parteien sich auf eine neue Regierung verständigt hätten, ließ Wickremesinghe über seinen Sprecher verlauten. Im Parlament wurde die Bildung einer Einheitsregierung ausgehandelt. Nach Angaben des Oppositionspolitikers Rauff Hakeem einigten sich die Parteien darauf, dass Parlamentssprecher Abeywardana als Übergangspräsident eingesetzt werden und eine Übergangsregierung bilden sollte.
Die USA riefen die politische Führung in Sri Lanka auf, schnellstmöglich eine Rückkehr zur wirtschaftlichen Stabilität herbeizuführen. "Wir fordern diese Regierung oder jede neue, verfassungsmäßig gewählte Regierung auf, schnell Lösungen zu finden und umzusetzen, um eine langfristige wirtschaftliche Stabilität zu erreichen", sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums. Die Führung in Colombo müsse auf die "Unzufriedenheit" der Bürger angesichts der Wirtschaftskrise und der Strom-, Lebensmittel- und Treibstoffknappheit reagieren. Das Parlament Sri Lankas rief der Ministeriumssprecher in Washington auf, sich "dem Wohl der Nation zu widmen - und nicht einer bestimmten politischen Partei".
Am Samstag hatten wütende Demonstrierende die Residenz von Präsident Gotabaya Rajapaksa in der Hauptstadt Colombo gestürmt. Hunderte zogen durch die Flure und Räume. Auf den Grünanlagen des Gebäudes aus der Kolonialzeit versammelten sich ebenfalls Hunderte, einige badeten im Pool des Anwesens. Kurz zuvor hatte die Armee den Präsidenten zu dessen Schutz aus dem Gebäude evakuiert.