Nach Missbrauchsfall: Gläubige in Wallenfels bestürzt
n-tv
Bamberg (dpa/lby) - Nach Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen einen langjährigen Pfarrer im oberfränkischen Wallenfels (Landkreis Kronach) haben Gemeindemitglieder tiefgreifende Reformen unter anderem in der Kirchenstruktur gefordert. In einem Gespräch mit Erzbischof Ludwig Schick bezeichneten sie es laut einem Sprecher als unverständlich, dass der Priester jahrelang als Gemeindepfarrer habe tätig sein können, obwohl seit 1963 Vorwürfe gegen ihn aktenkundig gewesen seien. Zudem kritisierten sie mangelnde Information.
Während die einen schockiert darüber waren, dass ein Priester, der großes Ansehen in der Gemeinde genossen habe, ein Missbrauchstäter gewesen sei, betonten andere, dass sie von der Seelsorge des Pfarrers profitiert hätten. Die Menschen seien besorgt, wie es mit der Kirche vor Ort, die ihnen viel bedeute, weitergehe, teilte der Sprecher am Mittwoch mit.
Erzbischof Schick zeigte bei dem Treffen Verständnis für die Kritik und dankte für die offenen Worte. Ihm zufolge hat in vielen Fällen der Persönlichkeitsschutz der Betroffenen eine Veröffentlichung von Missbrauchstaten verhindert. Opferschutz und angemessene Information müssten in Zukunft besser ausbalanciert werden, sagte er.
Schick wiederholte sein Eingeständnis, die damalige Bistumsleitung habe den heutigen Richtlinien zufolge schwere Versäumnisse begangen. Der beschuldigte Pfarrer hätte nicht als Seelsorger eingesetzt werden dürfen.