Nach Kritik als „Angstminister“: So erklärt Karl Lauterbach seine Corona-Todeszahlen
Frankfurter Rundschau
Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt vor 500 Corona-Toten am Tag. Das führt zu deutlicher Kritik. Er erklärt die Zahlen mit einem Modell und Vergleich.
Update vom Freitag, 11.02.2022, 12.47 Uhr: Bundes-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wehrt sich gegen die Kritik an den von ihm prognostizierten Corona-Todeszahlen, sollte es zu frühe Lockerungen geben. Der SPD-Politiker untermauert die hochgerechneten 400 bis 500 Toten am Tag mit einem Modell des Robert-Koch-Instituts, in dem er Medienberichten zufolge mit Inzidenzen variieren kann.
Darüber hinaus verweist der Gesundheitsminister auf die Inzidenzen und Corona-Todeszahlen in Israel, die er für seine Hochrechnung herangezogen hat, wie er gegenüber der Süddeutschen Zeitung bestätigt. Das Mittelmeer-Land wehrt sich demnach seit mehreren Wochen nicht mehr dagegen, dass sich das Corona-Virus ausbreitet, und dient so als Vergleich für mögliche Lockerungen hierzulande.
Und die Zahl der täglich neu registrierten Corona-Toten in Israel war seitdem rasant gestiegen. Der Höchststand lag dem Bericht zufolge bei 73 am 4. Februar, in den vergangenen Tagen bei knapp 50. Da Deutschland eine ungefähr neunmal so hohe Bevölkerungs-Zahl hat, ergeben sich Todeszahlen zwischen 400 und 500, sollte es hierzulande ebenso deutliche Lockerungen in der Pandemie geben. „Ich lasse die Gefährdeten und die Älteren nicht im Stich“, zitiert die Süddeutsche Zeitung Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Erstmeldung vom Donnerstag, 10.02.2022, 8.20 Uhr: Berlin – Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat am Dienstagabend im ZDF erneut eindringlich vor verfrühten Lockerungen bei den Corona-Maßnahmen gewarnt. Wenn Deutschland den Weg Israels mit wegfallenden Maßnahmen gehen würde, käme das Land auf eine höhere Sterbequote. „Ich mag mir einfach gar nicht vorstellen, dass wir in einer Situation wären, so spät in der Pandemie, wo wir gute Impfungen haben, wo wir dann 400, 500 Tote am Tag hätten“, sagte der Gesundheitsexperte und Arzt.
Ethikratsmitglied Stephan Rixen entgegnete im Portal ZDFheute.de am Mittwoch (09.02.2022), dass „Bedrohungsszenarien ins Blaue hinein Grundrechtsbeschränkungen nicht rechtfertigen“ könnten. Hamburgs CDU-Vorsitzender Christoph Ploß nannte Lauterbach einen „Angstminister“. Allerdings hatten bereits Virolog:innen, darunter Christian Drosten, vor den Gefahren der Omikron-Variante gewarnt.