Nach dem Terror von Hanau: Gegen das Gift
Frankfurter Rundschau
Im Kampf gegen Rassismus bewegt sich etwas. Zwei Jahre nach dem Terror von Hanau ist die Zivilgesellschaft stärker gefragt denn je.
Bei der Wahl von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor einer Woche gehörten zwei Frauen aus Hanau der Bundesversammlung an, die unter den Folgen einer schrecklichen Tat leiden. Serpil Unvar hat beim rassistischen Terroranschlag von Hanau am 19. Februar 2020 ihren Sohn Ferhat verloren, Ajla Kurtovic ihren Bruder Hamza.
Ihre Nominierung für die Bundesversammlung war ein wichtiges Signal, dass Deutschland den Kampf gegen Rechtsextremismus, gegen Rassismus und für Vielfalt ernst nimmt. Doch Signale alleine reichen nicht.
Es ist bewundernswert, wie beide Frauen sich nach dieser furchtbaren Tat entschlossen haben, dem Hass zu trotzen. Serpil Unvar hat eine Bildungsinitiative gegründet und sie nach ihrem Sohn benannt. Ajla Kurtovic engagiert sich in der SPD und als Botschafterin des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz“.
Sie sind nicht die Einzigen, die an die Öffentlichkeit gehen. Viele Angehörige haben trotz ihrer Verzweiflung, trotz ihrer Trauer, trotz ihrer Wut – oder gerade deswegen – den Mut gefunden, den Kampf gegen den Rassismus aufzunehmen. Nie zuvor stand die Opferperspektive so deutlich im Vordergrund wie nach dem Terror von Hanau.
#SayTheirNames ist zum Allgemeingut geworden, und das ist gut so. Schülerinnen und Schüler, Fußballprofis, Prominente und Graswurzelinitiativen, Politikerinnen und Politiker von der Linken bis zur CDU folgen dem Aufruf und sprechen die Namen der Getöteten aus: