
Myanmar: Die freie Welt muss Aung San Suu Kyis Freilassung fordern
Frankfurter Rundschau
Aung San Suu Kyi ist nicht nur eine vom Militär verurteilte Ex-Regierungschefin, sie hat auch ein Recht auf ein Dasein ohne Unterdrückung. Ein Kommentar.
Um das gleich klipp und klar zu sagen: Es geht hier um eine Art Todesurteil. Das Putschmilitär in Myanmar verurteilt die 76-jährige Aung San Suu Kyi wegen des Besitzes von Walkie-Talkies zu vier Jahren Gefängnis. Es stehen noch an Urteile wegen angeblicher Korruption und Wahlbetrugs zu je 15 Jahren. Wenn das so durchgeht, ist Myanmars De-facto-Premierministerin 2056 wieder frei. Im Alter von 110 Jahren.
Jetzt werden manche sagen: Das ist doch politisch. Suu Kyi wird zum Faustpfand; sobald die freie Welt der von Peking gestützten Soldateska Zugeständnisse macht, kommt sie wieder frei. Oder: Die freie Welt muss Suu Kyis Freilassung fordern. Mehr können wir halt nicht tun. Es gibt wenig, was schäbiger wäre.
Die Friedensnobelpreisträgerin ist zwar zuerst Realpolitikerin: Sie hat sich selbst schon als Waffe im Kampf um ihre Heimat benutzt – während 15 Jahren im Hausarrest – und tut es jetzt wieder. Aber sie steht für 54 Millionen ihrer Mitmenschen, die das Recht auf ein Dasein ohne Unterdrückung haben. Und dafür wird nun die freie Welt kämpfen müssen. Wenn sie sich frei nennen will. (Peter Rutkowski)
In Myanmar sind Berichten zufolge über 30 verbrannte Leichen entdeckt worden. Nichtregierungsorganisationen sprechen von einem Bruch des humanitären Völkerrechts. (Peter Rutkowski)