Mutmaßlicher Kriegsverbrecher kommt vor Gericht
n-tv
Félicien Kabuga soll mitverantwortlich für die Ermordung von mindestens 800.000 Menschen sein. Der Angeklagte weist das als "Lüge" zurück. Der Prozess vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag soll nun Klarheit bringen.
Fast drei Jahrzehnte nach dem Völkermord von Ruanda hat der Prozess gegen einen mutmaßlichen Drahtzieher und Finanzier begonnen. Félicien Kabuga habe den Massenmord 1994 aktiv unterstützt und ermöglicht, sagten die Ankläger in Den Haag vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal. Dem heute etwa 87 Jahre alten Geschäftsmann werden Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt.
Es ist einer der letzten Prozesse zu dem Genozid von 1994. In nur etwa 100 Tagen hatten Milizen der Hutu-Mehrheit Angehörige der Tutsi-Minderheit ermordet. Mindestens 800.000 Menschen wurden getötet. Hunderttausende Menschen wurden Opfer sexueller Gewalt.
Der Prozess begann in Abwesenheit des Angeklagten. Kabuga habe die Teilnahme verweigert, sagte der Vorsitzende Richter Iain Bonomy. Kabuga war der Anklage zufolge 1994 "der reichste Mann Ruandas", verfügte über großen politischen Einfluss und war eng mit der politischen Macht verbunden. Er hatte der Anklage zufolge die Hutu-Miliz Interahamwe finanziert, mit Waffen wie etwa Macheten ausgerüstet und hatte sie auch aktiv zur Gewalt angestachelt. Außerdem habe er den Radio- und TV-Senders RTLM gegründet, der zu den Massakern an der Tutsi-Minderheit aufgerufen hatte. Bei einer ersten Vorführung vor Gericht hatte Kabuga die Anklagen als "Lügen" zurückgewiesen.
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