Morawiecki: "Schröder hat keine Scham, keine Gewissensbisse"
n-tv
Gerhard Schröder ist auch in Polen kein geachteter Elder Statesman mehr: Regierungschef Morawiecki würde dem SPD-Granden nicht einmal mehr die Hand reichen, wenn er ihn träfe. Erbost sagt er: Wen russische Kriegsgräueltaten nicht zum Umdenken bewegten, "der hat keinen Anstand".
Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat sich empört über Altbundeskanzler Gerhard Schröder geäußert. Schröder steht massiv in der Kritik, weil er sich trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht von seinen Posten bei russischen Energieunternehmen trennt. Morawiecki sagte der "Bild"-Zeitung: "Seine letzten Äußerungen zeigen: Dieser Mann hat nichts dazugelernt. Er hat keine Scham, keinerlei Gewissensbisse. Wir alle kennen die schrecklichen Bilder der Kriegsverbrechen aus Butscha, Hostomel und anderswo. Wen das nicht zum Umdenken bewegt, der hat keinen Anstand." Die Frage, ob er Schröder bei einem Treffen noch die Hand reichen würde, verneinte Morawiecki.
Der polnische Regierungschef erklärte weiter, er erwarte keine Entschuldigungen deutscher Politiker, die Polens Warnungen vor den Gas-Pipelines aus Russland stets ignoriert hätten. Aber, so Morawiecki: "Die Kehrtwende in der deutschen Politik war überfällig. Vergessen Sie nicht: Nord Stream 2 wurde nach dem Überfall auf die Krim und die Ost-Ukraine beschlossen. Wir Polen haben uns niemals Illusionen gemacht über die Folgen auf die Politik des Kreml. Ich sage: Lieber spät als nie."
Polens Vizeaußenminister Szymon Szynkowski vel Sek sieht sein Land für den nun erfolgten russischen Gas-Stopp gut gerüstet. Dem RND sagte er: "Wir haben uns schon seit Jahren gut auf dieses Szenario vorbereitet und schon seit 2015 schrittweise unsere Abhängigkeit von russischem Erdgas um etwa 20 Prozent zurückgefahren." Polen habe ein Terminal für Flüssiggas gebaut. Zudem produziere das Land inzwischen "etwa 20 Prozent unseres Gasbedarfs selbst", sagte Szynkowski vel Sek. Die aktuelle Versorgung sei auch gesichert, weil Polens Gasspeicher Füllstände bis zu 80 Prozent aufweisen. Der EU-Durchschnitt betrage derzeit nur 30 Prozent.