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Mittelalterliche Schlacht: Polizisten schildern Sturm auf das US-Kapitol
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Geschlagen, bedroht, Todesangst - Kämpfe Mann gegen Mann: Es sind schockierende Einzelheiten, die Polizisten, teils unter Tränen, vor dem Untersuchungsausschuss zur Gewalt am 6. Januar schildern.
Der Angriff auf das Kapitol in Washington am 6. Januar gilt als schwarzer Tag in der Geschichte der US-Demokratie. Ein Untersuchungsausschusses des Repräsentantenhauses will die brutale Attacke nun aufarbeiten. In der ersten Sitzung schilderten mehrere Polizisten eindringlich, was sie in jenen Stunden durchgemacht haben. Radikale Anhänger des abgewählten Präsidenten Donald Trump hatten den Sitz des US-Kongresses gestürmt, als dort der Wahlsieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl vom 3. November zertifiziert werden sollte. Zum Auftakt der Sitzung wurden Videos der Angriffe von Trump-Unterstützern auf Mitglieder der Kapitol-Polizei gezeigt. Die Erstürmung des Gebäudes habe "etwas von einer mittelalterlichen Schlacht" gehabt, sagte der Polizist Aquilino Gonell. "Wir haben Mann gegen Mann gekämpft, Zentimeter um Zentimeter, um eine Invasion des Kapitols zu verhindern". Unter Tränen fügte er hinzu, er habe damals gedacht: "So werde ich sterben, bei der Verteidigung dieses Eingangs". Er und seine Kollegen seien "geschlagen, getreten, geschubst, mit chemischen Reizstoffen besprüht und mit einem augenschädlichen Laser geblendet worden von einem gewalttätigen Mob, der in uns offenbar ein Hindernis bei seinem versuchten Aufstand gesehen hat", beschrieb Gonell den fassungslosen Ausschussmitgliedern seine persönlichen Erlebnisse. Er sei früher für das US-Militär im Irak-Krieg gewesen, erzählte er weiter. Doch an jenem 6. Januar habe er mehr Angst gehabt als während seines gesamten Irak-Einsatzes. Er versuche immer noch, sich von seinen Verletzungen zu erholen. Hinzu komme die seelische Belastung. Bei vielen löste der brutale Angriff ein bleibendes Trauma aus.