
Mit Mut und Mittelfinger gegen "Spione" der Mullahs
n-tv
Selbst die Furcht vor Spionen und Gewalt stoppt Irans protestierende Fans nicht: Beim Spiel gegen England geht es um viel mehr als Fußball, weil mutige Iranerinnen und Iraner gegen das Mullah-Regime aufbegehren. Die Mittelfinger und Sprechchöre sorgen für Gänsehaut - und zeigen dem DFB, wie Courage geht.
Die Zahlen dieses Fußballspiels lauten: 320. 5. 15.000. Etwa 320 Menschen - Kinder, Frauen und Männer - sind bei den Massendemonstrationen im Iran, die auf den Tod der 22-jährigen Mahsa Amini folgten, bislang ums Leben gekommen. Fünf hat das Regime in Teheran hingerichtet (ein sechstes Todesurteil wurde verhängt). Rund 15.000 sind derzeit aufgrund ihres Widerstandes gegen die Mullahs inhaftiert. Unzählige weitere wurden und werden zusammengeprügelt, schikaniert, eingeschüchtert. Der Protest gegen diese Zahlen, hinter denen unfassbares Leid und viele Geschichten und Schicksale stecken, sind wichtiger als jedes Tor, als jeder Sieg, als jeder WM-Titel.
Auch wenn bei der WM-Premiere im Khalifa International Stadium, in dem am 18. Dezember das Finale stattfinden wird, England den Iran mit 6:2 abfrühstückt, sind es andere Momente, die für Gänsehaut sorgen und herausgehoben werden müssen. Denn während englische Fans und die Mannschaft von Gareth Southgate hoffen, in Katar die 56-jährige fußballerische Leidenszeit zu beenden, geht es für das fußballbegeisterte Land des Gegners mit seinen 80 Millionen Einwohnern, das normalerweise durch den Fußball geeint wird, um viel mehr. Mutige Iranerinnen und Iraner schicken mit ihrem Protest bei diesem brisanten und hochpolitischen Spiel ein Signal in die ganze Welt und machen auf der größten aller Bühnen auf die schreckliche Gewalt des Regimes in der Heimat aufmerksam.
Amini war festgenommen worden, weil sie ihren Hidschab "unangemessen" getragen hatte, und starb wenig später im Krankenhaus, nachdem sie von der Polizei misshandelt worden sein soll. Die anschließenden Proteste mit vielen Toten und Verletzten erschüttern das Land noch immer, lösten eine innenpolitische Krise aus und stellen eine durchaus existenzielle Bedrohung für das Mullah-Regime dar.

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