Mit Märchen gegen Genitalverstümmelung
DW
Als Kind wird Ntailan Lolkoki Opfer weiblicher Genitalverstümmelung (FGM). Sie schweigt jahrelang. Heute kämpft sie mit ihren Büchern gegen diese Tradition.
Als Kind spielte Ntailan Lolkoki mit ihren Schwestern in der unendlichen Weite des kenianischen Nordens. Sie hüteten Ziegen, badeten im Fluss und kehrten mit Einbruch der Dunkelheit heim in ihre Manyatta, die traditionelle Behausung. Es war ein unbeschwertes Leben. Ein schönes Leben. Doch als Als Ntailan Lolkoki zwölf Jahre alt ist, fand es ein jähes Ende: Gemäß der Tradition ihrer Stämme - sie ist zur Hälfte Massai, zur Hälfte Samburu - wurden sie und ihre Schwestern beschnitten. Die traumatische Erfahrung verstümmeltnicht nur ihren Körper, sondern auch ihre kindliche Seele.
So wie Ntailan Lolkoki ergeht es etlichen Mädchen jeden Tag: In insgesamt 28 Ländern Afrikas, auf der Arabischen Halbinsel und in Teilen Asiens wird Genitalverstümmelung, auch bezeichnet als FGM/C (Female Genital Mutiliation oder Cutting), praktiziert. Aber auch in Europa nimmt aufgrund von Migration die Zahl betroffener Frauen zu. Weltweit leben rund 200 Millionen Frauen mit verstümmelten oder beschnittenen Genitalien. In vielen Kulturen symbolisiert die Beschneidung den Übergang eines Mädchens zur Frau. Sie ist danach "rein" und heiratsfähig. Doch das Ritual wird vermehrt auch an Säuglingen vorgenommen - mit zunehmend verschärfter Gesetzeslage fällt ein ständig weinender Säugling weniger als ein über Schmerzen klagendes Kind auf.