
Mit der Macht des Atoms
Die Welt
In einer militärisch abgeschirmten Stadt in Sibirien baut der russische Staatskonzern Rosatom an der Zukunft der Energiewirtschaft: Der Versuchsreaktor vom Typ Brest-300 soll keinen Atommüll mehr produzieren. Hat Russland den „Stein der Weisen“ der Atomkraft gefunden?
Der Weg ins Sperrgebiet führt durch dichten sibirischen Mischwald. Hier, wenige Kilometer nördlich der Universitätsstadt Tomsk, wären eigentlich alte Dörfer zu vermuten oder einstöckige Datschensiedlungen für die Mitarbeiter längst abgewickelter Sowjetfabriken. Doch plötzlich verbreitert sich die Straße auf sieben Spuren. Der Verkehr staut sich vor einem Checkpoint. Männer in Tarnfleck kontrollieren Passierscheine. Es sind Soldaten der russischen Armee. An einem heißen Junitag trifft auf der Baustelle auf dem Kombinatsgelände die Führungsspitze der russischen Atomindustrie zusammen, um sich selbst zu feiern. Der Anlass ist tatsächlich historisch: der Baubeginn des neuartigen bleigekühlten Versuchsreaktors BREST-300. Es geht um Prestige, Geopolitik und das große Geschäft. Für Rosatom-Chef Alexej Lichatschow, der sich an die Würdenträger der russischen Atomwirtschaft wendet, geht es um nicht weniger als um die „neue Ära und die Entwicklung der Energieproduktion in Russland und weltweit“. Russland sei das erste Land, das mit dem geschlossenen Brennstoffzyklus den „Stein der Weisen“ der „sauberen und sicheren“ Atomkraft gefunden habe. Ist das wirklich so?More Related News