Mit dem Herzen gekämpft
Frankfurter Rundschau
Die dänische Nationalmannschaft berührt mit ihrer EM-Geschichte die Fußballwelt – nach dem Aus gegen England schwankt die Stimmung zwischen Ärger und Stolz.
Simon Kjaer fehlte am Ende sogar die Kraft dazu, richtig sauer zu sein. Kein erboster Gang zum Schiedsrichter, kein Meckern ob der strittigen und aus seiner Sicht gewiss falschen Elfer-Entscheidung, nein, einfach nur hinlegen. Noch als der Abpfiff gerade dabei war, sich in die Ohren der fanatischen 60 000 im weiten Rund zu bahnen, sank er nieder auf den Rasen von Wembley. Traurig, wohl auch wütend, vor allem aber platt. Er lag dann da, minutenlang, die Beine ausgestreckt, den Hinterkopf fest in den Rasen gedrückt, die Hände sanft über die Augen gelegt, ganz so als wolle er sich schützen, nichts mitbekommen von dem, was da um ihn herum passiert, von der emotionalen Eruption eines ganzen Stadions, einer Stadt, eines Landes. Simon Kjaer, der Anführer der dänischen Fußballer, der mit seinem intuitiven Handeln nicht nur die Dänen, sondern Millionen von Fans rund um den Globus gerührt hat, der Christian Eriksen in die stabile Seitenlage drehte, der noch auf dem Platz dessen Frau tröstete und eine ganze Fußballwelt gleich mit. Dieser Mann war einfach nur leer. Die dänische Nationalmannschaft also ist ausgeschieden im spannenden, fußballerisch aber durchwachsenen EM-Halbfinale gegen den Gastgeber England, 1:2 hieß es nach der Verlängerung. Rein sportlich betrachtet ein gerechter Ausgang der Partie, die Dänen brachten mit Ausnahme ihrer tollen Freistoßführung von Mikkel Damsgaard wenig zustande im Londoner Fußballtempel – außer natürlich Kampf, Laufbereitschaft, Wille, was überleitet zu einer zweiten Betrachtung des Spiels, nicht jener sportlichen, sondern der gefühlten.More Related News