
Minen im Schwarzen Meer - Russland und Ukraine beschuldigen sich gegenseitig
Frankfurter Rundschau
Sowohl Russland als auch die Ukraine melden die Sichtung von Minen im Schwarzen Meer. Die Sprengkörper treiben Richtung Bosporus und gefährden den internationalen Schiffsverkehr.
Moskau/Kiew – Das Schwarze Meer ist längst zum Schauplatz des andauernden Ukraine-Kriegs geworden. Nun melden sowohl die ukrainischen Behörden aus dem Süden des Landes als auch das russische Verteidigungsministerium die Sichtung von Minen vom Bosporus bis nach Odessa - eine wichtige Route sowohl für den kommerziellen Schiffsverkehr als auch für die Versorgung der ukrainischen Truppen im Kampf gegen Russland.
Doch wer die Minen dort platziert hat, darüber wird eifrig gestritten. Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, die Seerouten vermint zu haben. Den Anfang machte das russische Verteidigungsministerium. Am Samstagabend (19.03.2022) veröffentlichte der Inlandsgeheimdienst (FSB) eine Warnung an den kommerziellen und privaten Schiffsverkehr. „Alle Schiffsbesitzer und Kapitäne“ wurden aufgefordert, besondere Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, wenn sie den süd- und nordwestlichen Teil des Schwarzen Meer befahren. Darüber berichtet hatte zuerst das Nachrichtenportal Moscow Times.
Der FSB warnte zudem, dass Stürme auf dem Schwarzen Meer manche der Befestigungen der Minen gelöst hätten und diese nun frei und unkontrolliert durch das Meer treiben würden. Angesichts der Strömungsrichtung sei „das Treiben der Minen in Richtung Bosporus und dann weiter ins Mittelmeer nicht ausgeschlossen.“
Die Ukraine wiederum bestreitet, mit der Platzierung der Minen im Schwarzen Meer irgendetwas zu tun zu haben und schiebt die Schuld stattdessen Russland zu. Dessen Präsident Wladimir Putin* habe angeordnet, die Seewege des Schwarzen Meeres zu verminen, um so die Versorgung der ukrainischen Armee zu behindern. „Die eigentliche Gefahr auf See: Russland hat die empfohlenen Routen vom Bosporus nach Odessa vermint und behauptet, dies seien ukrainische Minen. Eine weitere gefährliche Fehlinformation des Feindes“, schrieb zum Beispiel Andrii Klymenko, Mitbegründer des in der Ukraine beheimateten „Black Sea Institute für Strategic Studies“ auf Facebook. Darüber berichtete das Nachrichtenportal Kyiv Post.
Ein Großteil des Schwarzen Meeres befindet sich seit Beginn des Ukraine-Kriegs unter russischer Kontrolle. Am 27. Februar, also drei Tage nach Kriegsbeginn, verkündete Präsident Recep Tayyip Erdogan*, die Türkei werde die Durchfahrt durch die Dardanellen und den Bosporus für alle russische Kriegsschiffe sperren. (Daniel Dillmann) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA