Michael Wollny: Wie Funksignale aus dem All
Frankfurter Rundschau
Michael Wollny mit Mondenkindern beim Rheingau-Musik-Festival auf Schloss Johannisberg
Der Mond und das Weltall haben es dem 43-jährigen Tastengenie Michael Wollny angetan. Nicht, als wäre er der bleichen Mondgöttin Selene melancholisch zugetan oder als hätte er beim Solo im Metternich-Kubus von Schloss Johannisberg beim Rheingau-Musik-Festival Anzeichen von Schlafwandeln gezeigt, das einmal Mondsucht (Lunatismus) hieß. Dass er das Festival vor Jahren mit einer Reise zum Mond beehrte und es „MOON“ nannte, ist auch nicht gemeint. Anlass zum musikalischen Flirt mit dem Erdtrabanten war vielmehr Wollnys Album „Mondenkind“. Eingespielt hat er es im ersten pandemischen Frühjahr: Autobahn leer, kein Hotelservice, Studio verwaist. Als dann eine Filmdoku über die Mondlandemission Apollo 11 auf seinen Schirm kam und ihn an den Astronauten Michael Collins erinnerte, der fernab von allem Irdischen den Mond umzirkelte und im Funkschatten aushalten musste, statt wie Armstrong und Buzz Aldrin zu landen, war die Idee zu „Mondenkind“ geboren: sein Klangbild der Einsamkeit in endloser Weite. Los ging es indes mit einer medleyartigen Interpretation zu dem Eichendorff-Lied „In einem kühlen Grunde“, einer Sonatine Rudolf Hindemiths, dem frühen Neil-Diamond-Song „Velvet Gloves and Spit“ und seiner Hommage an den Klavierlehrer John Taylor. Wer das mangels Titelansage noch für „Mondenkind“ halten wollte, war naturgemäß aufgeschmissen. Aber mit Programmmusik und Abbildlichkeit ist es bei Wollny ja auch eine verzwickte Sache.More Related News